Am frühen Morgen wache ich im Bus auf. Die Fahrt bis nach
Lima zieht sich noch ein bisschen, gegen ein Uhr nachmittags treffen wir im nördlichen Busbahnhof ein. Insgesamt bin ich mit der Busfahrt zufrieden. Zwar hat das Wifi nicht wie versprochen funktioniert, dennoch sind die 18 Stunden ziemlich schnell vergangen, und ich konnte dank dem bequemen Sitz (kann bis zu 160° gekippt werden) und der abgedunkelten Kabine immerhin ein paar Stunden ziemlich komfortabel schlafen (vor allem im Vergleich zu einem Langstreckenflug). Zudem ich habe nun einen groben Überblick über die Landschaft zwischen
Máncora und
Lima; es ist vor allem Wüste, welche aber auch interessant sein kann! Die Wüste an der Nordküste Perus entstand übrigens wegen des Humboldt-Stroms (
Wikipedia Humboldt-Strom), welcher die Region permanent mit kaltem Wasser versorgt und somit die Wolken- und Niederschlagsbildung nachhaltig eindämmt. Bilder konnte ich wegen der ständig beschlagenen und auch nicht ganz sauberen Scheiben leider keine machen. Das nächste Mal will ich auf jeden Fall die renommierte Busgesellschaft
Cruz del Sur ausprobieren, deren
Cruzero Suite-Kabinen haben garantiert Wifi sowie Steckdosen, was noch ganz hilfreich sein kann, wenn man seine elektronischen Geräte während der Fahrt benutzen will. Trotz allem hat das Fehlen des Stroms im Bus aber auch seine positiven Seiten und so bin ich "gezwungen", im Reiseführer die ganzen Informationen über
Lima (
Wikipedia Lima) zu lesen. Die Metropolregion der Hauptstadt Perus beherbergt rund 9 Millionen Menschen und somit einen knappen Drittel der peruanischen Bevölkerung.
Lima ist damit die viertgrösste Metropolregion Südamerikas. Die Stadt wurde ursprünglich von den Spaniern im Jahr 1535 als
Ciudad de los Reyes gegründet und war Dreh- und Angelpunkt des spanischen Imperiums in Südamerika. Wer etwas über das sehr interessante Klima
Limas erfahren möchte (es ist nicht so eintönig und es gibt tatsächlich zwei Jahreszeiten) kann dies durch Lesen des Wikipedia-Links tun. Durch das kontinuierliche Wachstum wurde irgendwann auch die einst eigenständige Stadt
Miraflores in die peruanische Hauptstadt integriert und stellt heute das wohlhabendste Viertel dar.
Miraflores beheimatet rund 1.5 Millionen Menschen, für mich als Schweizer sind diese Dimensionen immer wieder eindrücklich. Exklusive Shopping Malls, Restaurants und gutes Nachtleben inklusive. Hier befindet sich auch meine Unterkunft, und die meisten Touristen steigen in diesem Viertel ab.
Nach dem Eintreffen im Busbahnhof nehme ich also wie gewohnt ein Taxi zu meinem reservierten Hostel. Dort angekommen weiss man allerdings nichts von meiner Reservation und kann mir auch nur ein Bett für eine Nacht anbieten. Ich nehme es trotzdem. Nach dem Deponieren des Gepäcks gibt es wieder einmal ein Telefonat mit Familie und Facebook mit Freunden. Anschliessend will ich vor Sonnenuntergang noch die unmittelbare Umgebung erkunden. Das Quartier ist sehr sauber und könnte sich problemlos in Europa befinden.
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| Miraflores |
Mir gefällt es hier! Ich gehe weiter und lande in einem der unzähligen Parks, welche einen wunderbaren Ausblick auf das Meer bieten. Da heute Sonntag ist, geniessen hunderte Peruaner das Wochenende und vor allem das süsse Nichtstun.
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| Parque Mario Raimondi |
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| Da unten kann man offenbar prima Surfen! |
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| Schööööön! |
Ich geniesse die Stimmung und das schöne Wetter, so "gepackt" hat mich schon lange keine Stadt mehr! Irgendwann ist es aber Zeit zu gehen, und ich passiere noch den
Parque Kennedy. An dessen Südseite befinden sich Dutzende von Künstlern, welche ihre wirklich schönen Arbeiten verkaufen. Leider kann ich auf meiner Reise solche Dinge nicht mit nach Hause zu nehmen - zu wenig Platz!
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| Kunstmarkt Parque Kennedy |
Jetzt nehme ich ein Taxi zum
Plaza de Armas, dem Zentrum der Altstadt
Limas. Dieser sieht so aus:
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| Plaza de Armas |
Auffallend sind auch hier die vielen Einheimischen, welche an der "frischen" Luft den Abend geniessen. Auch Touristen hat es wesentlich mehr als in Kolumbien und Ecuador, aber Peru hat ja bekanntlich auch eine bessere Reputation (obwohl es mittlerweile der weltweit grösste Exporteur von Kokain ist...) und ist als Touristenhochburg weitläufig bekannt. Dennoch, obwohl touristischer werde ich in
Lima wieder wesentlich mehr beäugt als dies in Ecuador. Ich suche mir ein Restaurant für das Nachtessen aus und gehe danach noch auf einen abendlichen Stadtspaziergang.
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| Links: Palast des Erzbischofs; Rechts: Kathedrale |
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| Eine der grössten Einkaufsstrassen im Stadtzentrum |
Als ich den
Plaza de San Martín passiere, treffe ich auf ein Open Air-Musical. Die Tänzerinnen und Tänzer verkörpern eine Geschichte, ich verstehe leider nichts, und tanzen dazu in beeindruckender Art und Weise. Hunderte Zuschauer scharen sich um die etwa 20-köpfige Gruppe und bestaunen das Spektakel. Ich glaube, verstanden zu haben, dass es sich um die nationale Tanz-Akademie handelt. Oder so. Möglich wäre es aufgrund des Dargebotenen schon.
Am nächsten Morgen checke ich aus dem Hostel aus und suche mir ein anderes. Das
Pariwana Hostel soll es sein. Dieses ist relativ gross und befindet sich an guter Lage. Nach dem Deponieren des Gepäcks zieht es mich wieder ins Stadtzentrum, und ich will mir die Kathedrale und den (ehemaligen) Palast des Erzbischofs anschauen, was stolze 15 Franken Eintritt fordert.
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| Überblick über den Palast des Erzbischofs |
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| Das Esszimmer |
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| Das Büro... |
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| Die dazugehörige gigantische Kathedrale |
Wer keine Kritik an der christlichen Religion, namentlich am Katholizismus, verträgt, soll diesen Abschnitt bitte überspringen. Ich verstehe grundsätzlich, dass man für den Besuch einer solchen Stätte Eintritt verlangt. Die konstante Restauration ist schliesslich teuer. Ob man wirklich 15 Franken zu bezahlen hat, in Peru ist dies viel Geld, ist aber fragwürdig und wenn ich dann im Palast tatsächlich noch an einer Kollekte vorbeilaufen muss (trotz des hohen Eintritts!), habe ich langsam aber sicher ernsthafte Fragen an diese Religion. Auf einem hauptsächlich von Armut und (vergangenen) humanitären Konflikten geprägten Kontinenten verlangt die katholische Kirche ein vergleichsweise horrendes Entgelt für den Besuch einer Glaubensstätte, welche die Anhänger dieser Religion ja schliesslich "bei der Stange halten" soll. Mit dem Geld gebaut werden, beziehunsgweise wurden, offenbar grosszügige Paläste für die religiösen Oberhäupter, während dem man dem einfachen Mann mittels Kollekten "den letzten Hosenknopf" abnimmt. Gleichzeitig stemmt man sich aber vehement gegen die Verhütungspraxis und bekämpft so sämtliche Anstrengungen in Bezug auf die Ausrottung von AIDS, was für das unglaubliche Leid auf diesem Planeten mitverantwortlich ist. Mir scheint, es ginge hier vor allem darum, den Anhängern des katholischen Glaubens möglichst viel abzuknöpfen, damit die "Tepppichetage" in Prunk leben kann. Aber werden von der Kirche nicht immer Bescheidenheit und Demut propagiert..?
Nun aber will ich aber mit dem Taxi nach
Barranco, dem Künstlerviertel. Dieses befindet sich südlich von
Miraflores und bietet nebst einer wunderbaren Vegetation auch einen wunderschönen Ausblick:
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| Im Hintergrund ist die Strandpromenade von Miraflores zu sehen |
Ansonsten kann ich noch diese Bilder bieten:
Nach
einem guten und günstigen Mittagessen beschliesse ich, in
Miraflores noch schnell zum Coiffeur zu gehen. Ich habe in unmittelbarer
Nähe zum Hostel die Wahl zwischen einem stylischen und vermutlich
schweineteuren Coiffeur-Salon und daneben einem kleinen, verstaubten Laden,
der von zwei in die Jahre gekommenen Männer geführt wird. Des
Erlebnisses wegen entscheide ich mich für letztere Option. Ich erkläre dem Coiffeur, dass er die Haare auf der Seite und hinten doch bitte mit der Maschine auf 12mm stutzen soll, wie immer halt. Er nickt und lächelt, hat jedoch offenbar eine andere Vorstellung von 12mm als ich. So sind es am Schluss etwa 4-6mm und ich habe kürzere Harre, als ich es im Militär je hatte. Als ich zuschaue, wie sich meine Frisur immer mehr an eine Glatze annähert, muss ich mich beherrschen, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Die Situation ist wirklich komisch und passt irgendwie zu meiner Reise. Wieder einmal ein Erlebnis, das sich festzuhalten lohnt ;-)
Ich gehe danach zurück ins Hostel, welches über eine Bar auf der Dachterrasse verfügt, von wo aus
es sich prima Schreiben lässt. Später plane ich noch meine Weiterreise.
Morgen gehe ich nach
Huancayo im peruanischen Hinterland. In der darauf
folgenden Nacht gehe ich dann zurück nach Lima, wo ich eine Stunde
später aber bereits den Bus nach
Ica nehme und dort hoffentlich gegen
Mittag eintreffe. Laut meiner Planung sollte es somit möglich sein, in
Ica das Fussballspiel Fc Basel-Chelsea zu sehen. Ahja,
Machu Picchu
buche ich für meinen Vater und mich auch noch gleich :-)
Am
Abend mische ich mich in der Bar nochmals unter die anderen Reisenden
und treffe tatsächlich auf interessante Menschen, mit denen ich mich endlich
wieder einmal über mehr als nur den Reiseverlauf unterhalten kann und
mag.
Tags darauf stehe ich in aller Herrgotts Frühe auf und nehme ein Taxi zum Busterminal. Ciao Lima, wir sehen uns bestimmt wieder!
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