Am frühen Morgen stehe ich in
Baños auf. Aus Rücksicht auf meine noch schlafenden Zimmerpartnerinnen packe ich meine Sachen im Gang zusammen. Glücklicherweise gibt es dort auch Steckdosen, um mein iPhone noch ganz aufzuladen, bevor ich mich auf die insgesamt achtstündige Busfahrt nach
Guayaquil mache. Am Busbanhof angekommen offenbahrt man mir, dass es erst um 1 Uhr mittags einen direkten Bus gibt. Ich könne aber via
Ambato (halt irgendein Ort in Ecuador) fahren, was ein Umsteigen nach einer guten Stunde Fahrt bedeutet. Ich steige also in diesen Bus ein, und ein nur wenig älterer Kanadier setzt sich neben mich. Er arbeitet als Graphic Designer für dieselbe Firma, welche auch die
Ice Age-Filme produziert hat. Wir unterhalten uns angeregt über Gott und die Welt, und die Fahrt nach
Ambato vergeht wie im Fluge. Dort angekommen warten wir an einem anderen Strassenrand auf den Bus nach
Guayaquil, als plötzlich mein kolumbianisches Handy klingelt. Eine unbekannte Nummer, ich nehme nicht ab. Zur Sicherheit will ich auch auf dem iPhone überprüfen, ob mich jemand erreichen wollte. Doch wo ist es? Ich durchwühle meinen ganzen Rucksack, doch mein iPhone ist nicht da... Mir schwahnt nichts Gutes; ich muss es im Hostel im Gang liegengelassen haben!
Scheisse! Wie ungünstig! Ich hoffe, dass es immer noch dort ist und verabschiede mich von meinem kanadischen Kollegen, um den ganzen Weg schnellstmöglich wieder zurückzufahren. Im Bus gehe ich sämtliche Szenarien durch. Sollte es gestohlen worden sein, so müsste ich sofort meine Kreditkarten sperren lassen, denn auf meinem iPhone befinden sich sensitive Daten. Zusätzlich müsste ich meine schweizer Nummer sperren lassen und irgendwie versuchen, per PC alle Daten auf meinem iPhone zu löschen. In jedem Fall muss ich Patricia aber mitteilen, dass ich anstatt am späten Nachmittag erst abends in
Guayaquil ankommen werde. Ich komme also eine gute Stunde später wieder im Hostel an und finde das iPhone tatsächlich noch im Gang liegen! Ein kleineres Wunder, vor allem in Südamerika. Und ein Riesendussel für mich. Also kurz Patricia ins Bild setzen und dann die Strecke nochmals unter die Räder nehmen. Da ich dieses Mal aber in kein Gespräch verwickelt bin, kann ich die schöne Landschaft voll und ganz geniessen. Auch das Wetter hat sich mittlerweile wesentlich verbessert:
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| Einer der zahlreichen Strassenstände |
Nach rund einer Stunde komme ich wieder in
Ambato an und steige in den Bus für die sechstündige Fahrt nach
Guayaquil. Wir durchqueren phantastische Berglandschaften und erklimmen die Passstrasse in Richtung Süden, welche uns am
Chimborazo Vulkan (
Wikipedia Chimborazo) vorbeiführt. Dieser ist knapp 6'300 Meter hoch, und sein Gipfel ist zugleich der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Ort des Planeten. Bilder kann ich leider keine machen, da einerseits die schmutzigen Fensterscheiben kein Fotografieren zulassen und andererseits die Strassenqualität teilweise derart schlecht ist, dass sich mein Hintern mehrere Male für kurze Zeit vom Sitz löst. Überhaupt ist das Busfahren in Ecuador wesentlich weniger komfortabel als in Kolumbien. Je näher wir
Guayquil kommen, desto sumpfähnlicher wird die Landschaft.
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| Feuchtgebiete um Guayaquil |
Pünktlich zu meiner Ankunft in der Stadt fängt es an zu regnen. Und zwar nicht wie bei uns, sondern ein ausgewachsenes tropisches Gewitter. Die Luftfeuchtigkeit steigt innert Minuten auf 100%, das Thermometer zeigt nach wie vor weiter über 30°C an. Leicht verschwitzt finde ich, der als Navigator für den Taxifahrer agieren muss, irgendwann das Hostel und checke ein. Dort treffe ich auch auf Patricia. Nach einer kurzen Dusche gehen wir in ein bisschen spezielles Strassenrestaurant; man erhält eine gekochte Krabbe sowie ein kleines Holzbrett als Unterlage und einen niedlichen Holzhammer, mit welchem man die Krustentiere knacken muss. Das sieht dann in etwa so aus:
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| Patricia beim Knacken einer Krabbe |
Nahrhaft ist das Teil nicht wirklich, aber interessant war es allemal! Der Abend stellt sich als ruhig heraus, es ist schlichtweg zu heiss für irgendwelche Aktivitäten. Ich geniesse den 6-Personen Dorm für mich alleine und habe so die Qual der Wahl in Bezug auf das Bett. Nicht schlecht staune ich am nächsten Morgen, als ich definitiv nicht in demselben Bett erwache, in dem ich eingeschlafen bin. Nach einigen ernsthaften Fragen zu meinem Schlafverhalten verdränge ich diesen Vorfall erfolgreich, und wir schauen uns
Guayaquil (
Wikipedia Guayaquil) ein bisschen genauer an. Für eine umfassende Betrachtung bleibt natürlich nicht genügend Zeit, denn morgen gehen wir bereits weiter.
Guayaquil ist die grösste Stadt Ecuadors und war einmal das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Bis vor wenigen Jahren war die Stadt eher berüchtigt als berühmt, Kriminalität war (und bleibt natürlich bis zu einem gewissen Grade) Alltag. Jedoch scheint sich dies in den letzten Jahren gebessert zu haben, und die Stadt wird rundum modernisiert.
Guayaquils ganzer Stolz ist der
Malecón 2000, die im Jahr 2000 (Überraschung!) von Grund auf renovierte Flusspromenade. Diese ist tatsächlich sehr schön anzusehen!
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| Malecón 2000 |
Obwohl die Mittagshitze mittlerweile beinahe unerträglich ist, besteigen wir noch den nahegelegenen Hügel (via 440 Treppenstufen), um vom dortigen Leuchtturm aus die Aussicht über
Guayaquil zu geniessen.
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| Geht man da rauf... |
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| ...sieht man dies... |
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| ...und das. |
Nun ist es aber definitiv zu heiss, und völlig verschwitzt nehmen wir ein Taxi ins nahe beim Hostel gelegenen Shopping Center. Dort finden wir einen gigantischen Spielzeugladen, welcher uns beide um mindestens 15 Jahre zurückversetzt.
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| "Wo hesch das jetzt här? Tues wider zrugg!" |
Irgendwann müssen wir, zu unserem eigenen Schutz, den Laden verlassen. Den Nachmittag verbringe ich mit Hitze vermeiden, Bloggen und Telefonieren. Am Abend besuchen wir ein chinesisches Restaurant. Man sollte jedoch vorher wissen, dass ein Gericht eine ganze Familie ernähren kann, und eine Portion Reis alleine schon mehr als genug sättigt. Schliesslich isst man aber auch kein asiatisches Essen in Südamerika ;-) Den restlichen Abend lassen wir gemütlich ausklingen, schliesslich müssen wir am nächsten Morgen früh aufstehen. Es geht nach
Montañita!
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