Donnerstag, 9. Mai 2013

23.-24. April 2013 - Huancayo



Wie gesagt: Ich muss heute in aller Herrgotts Frühe aufstehen. 6 Uhr! Nach dem Check-Out aus dem Hostel nehme ich ein Taxi zum Busbahnhof von Cruz del Sur. Dieses ist wie ein Flughafenterminal organisiert (natürlich kleiner) und verfügt über verschiedene Gates und Gepäckaufgabe-Stellen. 

Busbahnhof Lima
Pünktlich beginnt das Boarding, und ich mache es mir in meiner Cruzero Suite bequem. Was ich dort allerdings antreffe, ist wirklich erstaunlich.

Cruzero Suite

Die Sitze können wiederum zu einem Bett umfunktioniert werden, jedoch hat es nebst dem noch einen Bildschirm im Vordersitz. Dort können auf Wunsch Filme angeschaut oder Spiele gespielt werden. Ein State-of-the-Art Entertainment System, welches man auch in jedem Grossraumflugzeug findet. Zusätzlich ist der Bus mit einem funktionierenden Wifi ausgerüstet, und unter jedem Sitz ist eine Steckdose zu finden, mittels welcher man seine elektronischen Geräte aufladen kann (funktioniert aber leider nicht). Ich bin übrigens auf dem Weg nach Huancayo (Wikipedia Huancayo), welches rund sieben Fahrtstunden entfernt im Inland liegt. Die Stadt ist die wichtigste Handelsstadt im andinen Peru und hat sich auf Weizenanbau spezialisiert. Das entsprechende Klima auf 3'300 Meter über Meer bietet dafür perfekte Verhältnisse, und tagsüber wird es richtig warm. In der Nacht wird es dagegen ziemlich kühl und das Tragen einer Jacke ist mehr oder weniger nicht-optional.

Ich fahre also mit diesem Bus dorthin, welcher aber nicht wie veranschlagt zwischen sechs und sieben sondern ganze acht Stunden unterwegs ist. Unterwegs durchqueren wir wiederum unglaubliche Landschaften, ich Idiot habe es aber versäumt Bilder zu machen. Wie auch immer, auch einen Pass müssen wir überqueren und begeben uns zwischenzeitlich auf über 4'800 Meter. Die Luft ist dort ziemlich dünn, und das Atmen fällt deutlich schwer. Ich frage mich, ob dieser Anstieg von Meereshöhe auf fast fünftausend Meter innert gut vier Stunden gesund ist, da auf Wanderungen in den Anden ja auch immer vor der gefährlichen Höhenkrankheit (Wikipedia Höhenkrankheit) gewarnt wird... Auf jeden Fall fällt mir auf dieser Höhe auch das klare Denken ziemlich schwer, mein Körper ist ganz offensichtlich nicht an diese Umstände gewöhnt! Zusätzlich habe ich nicht daran gedacht, genug zu trinken. Eine Dummheit, welche mich für den Rest des Tages mit ziemlich starken Kopfschmerzen versorgen und mir garantiert nie mehr passieren wird. Irgendwann kommen wir aber trotzdem an. Ich bin schwer beeindruckt von diesen Bussen, die Fahrt verging wie im Fluge!

Nach dem Ergreifen des Gepäcks nehme ich ein Taxi zum Hostel. Das Problem ist nur, dass dieses nirgends zu finden ist. Zwar gibt es diese Adresse schon zweimal in Huancayo, doch an keiner von beiden befindet sich meine Unterkunft. Wir suchen während vierzig Minuten und rufen sogar an. Der Herr versichert uns, dass das Hostel an der angegebenen Adresse liegt, wir können es aber beim besten Willen nicht finden! Ich finde die Situation wirklich amüsant und zusammen mit dem Taxifahrer lache ich darüber. Wie würde wohl ein durchschnittlicher Tourist in dieser Situation handeln? Irgendwann wird es mir aber doch zu blöd, und ich entscheide mich für ein anderes Hotel. Dumm nur, dass die ersten drei Anlaufstellen allesamt ausgebucht sind. Weder ich noch mein Fahrer können es fassen, irgendwann werde ich aber doch noch fündig. Ich gebe dem Taxifahrer das Dreifache des vereinbarten Preises. Schliesslich hätte die ursprüngliche Fahrt kaum länger als fünf Minuten gedauert, und wir sind während fast einer Stunde herumgekurvt. Er gibt mir jedoch einen Drittel davon wieder zurück und entschuldigt sich sogar für die Unannehmlichkeiten. Eine schöne Geste! Ich beziehe also meine Zwei-Sterne Unterkunft für fünfzehn Franken pro Nacht. Nach einem kurzen Auspacken zieht es mich hinaus in die Strassen und nachdem ich einen einstündigen Erkundungsrundgang durch Huancayo gemacht habe, esse ich zu Abend und gehe ziemlich früh ins Bett.




Mir fällt jedoch vor dem Einschlafen noch auf, dass ich am übernächsten Morgen meinen Anschluss nach Ica nicht erwischen würde, wenn sich der Nachtbus nach Lima auch um eine Stunde verspäten würde. So erledige ich dies am nächsten Morgen als Allererstes und buche mich auf einen früheren Nachtbus um, welcher mir in Lima mehr Reserve bietet. Währenddessen fällt mir plötzlich auf, dass das Ticket Lima-Ica fälschlicherweise auf den heutigen anstatt den morgigen Tag ausgestellt ist. Ich müsste also jetzt theoretisch in diesem Bus sitzen. Da dieser aber bereits abgefahren ist, wird auch eine Umbuchung unmöglich, und ich muss ein neues Ticket kaufen. Das "verlorene Geld" für das erste Ticket erhalte ich aber von der Reiseagentur zurückerstattet. Nach diesem gefühlt ewig dauernden Prozess schaue ich mir Huancayo nochmals bei Tageslicht an und begebe mich auf einen mehrstündigen "meditativen" Spaziergang, während dem ich über Gott und die Welt nachdenke.







Hier wird auch gut sichtbar, dass sich die Stadt im Mantaro-Tal befindet. Huancayo war übrigens ein wichtiger Standort der Incas (Wikipedia Inca), den man zuvor von den kriegerischen Huancas (Wikipedia Huanca) eroberte. Als Nächstes nehme ich ein Taxi den Torre Torre. Diese sind aus Erosion entstandene, bis zu vierzig Meter hohe Sandsteintürme und sehr schön anzusehen.






Ich bin weit und breit der Einzige hier. Dank den präparierten Pfaden kann man sich sehr gut durch die Felsformation und das kleine Tälchen bewegen. Wirklich schön! Auf dem Rückweg durchquere ich das kleine Quartier, es hat keine wartenden Taxis, und ich werde von Kindern und den ihre Reviere verteidigenden Hunden umringt. Nur den Schweinen bin ich egal. 

Den Nachmittag verbringe ich in der Lobby des Hostels und geniesse das funktionierende Wifi. Auch ein Nickerchen liegt noch drin, mein Bus fährt ja schliesslich erst um elf Uhr abends. Ein ruhiger Nachmittag und Abend also, bevor ich per Bus bereits wieder nach Lima entschwinde. Nach einer mittlerweile gewohnt kurzen Nacht im Bus komme ich vor sechs Uhr morgens in Lima an - ohne meinen Rucksack. Naja, es wäre ja nicht mein Blog, wenn alles problemlos verlaufen würde ;-) Da zur Abfahrtszeit mehrere Busse Huancayo in Richtung Lima verlassen haben, hat mein Rucksack wohl nicht den gleichen Bus erwischt. Eine Stunde später kann ich ihn aber in Empfang nehmen. Wie gesagt, irgendwie amüsieren mich solche Ereignisse :-P

Nächster Halt, Ica!

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