Montag, 1. April 2013

29.-31. März 2013 - Salento und Medellín

Endlich ist es soweit; ich kann meine spanische Kollegin nach mehrmaligem Umplanen (zuerst war ja ein Besuch in Barranquilla vorgesehen) am Flughafen von Pereira abholen. Der Plan für die nächsten drei Tage sieht folgendes vor: So schnell wie möglich nach Salento, um dort zu übernachten. Am nächsten Tag gehen wir nach Medellín, da sie die Stadt noch nie besucht hat und es nach wie vor mein Lieblingsort in Kolumbien ist. Am Sonntag Abend fliegt Silvia zurück nach Barranquilla, und ich gehe "endlich" nach Ecuador, verlasse Kolumbien also an meinem neunzigsten Tag.

Unmittelbar nach ihrer Ankunft begeben wir uns also mit dem Taxi zum Busbahnhof. Zu meinem Erstaunen fällt mir auf, dass sich 90% der Leute mir gegenüber plötzlich eher unfreundlich und abweisend verhalten. Beispielsweise wird eine von mir freundlich vorgetragene Bitte, mir eine 50'000er Note zu wechseln, damit ich auf die Gebühr für die Toilette bezahlen kann, abgelehnt. Auch Silvia wird eher schlecht als recht behandelt, und man will uns nicht wirklich entgegenkommen oder helfen. Nach längerem Überlegen wird uns klar, dass es sich hierbei nur um eines handeln kann; Eifersucht! Wir beide sind offensichtlich nicht von hier und haben zudem, so macht es für die Leute zumindest den Anschein, eine(n) europäische(n) Partner(in), welche(r) Aufsehen erregt. Für die sehr eifersüchtige Kultur hier ist das offenbar zu viel des Guten... Irgendwie ist es ganz amüsant ;-)

Irgendwann fahren wir dem Bus nach Salento (Wikipedia Salento), ein Kolonialstädtchen in der Zona cafetera. Das dort zwei Wochen im Voraus (während Ostern ist in Südamerika alles ausgebucht) reservierte Zimmer entpuppt sich als ganzes Haus inklusive Küche und Wohnzimmer:

Unterkunft (Plantation House) in Salento

Es wird aber relativ schnell dunkel und so bleibt uns vom Donnerstag nicht viel mehr als ein abendlicher Rundgang und ein Nachtessen. Wie man für die Zubereitung eines Cuba Libre (Coca-Cola und Rum...) allerdings 45 Minuten benötigen kann, ist mir heute noch nicht klar...

Am nächsten Morgen, aufgrund der sechsstündigen Busfahrt nach Medellín bleibt uns nicht allzu viel Zeit, machen wir noch einmal einen, diesmal etwas ausgedehnteren Stadtrundgang:




 

Leider müssen wir Salento nun verlassen, obwohl es noch so vieles zu sehen und zu unternehmen gäbe. Eine gute Ausgangslage also, um irgendwann einmal zurückzukehren... Bald danach legen wir insgesamt sieben Stunden mit dem Bus zurück und kommen gegen sechs Uhr abends in Medellín an. In den nächsten zwei Tagen zeige ich Silvia die Stadt, jedenfalls so gut ich das kann. Während des Erzählens mehrerer Anekdoten wird mir aber klar, dass ich wahrscheinlich mehr über Kolumbien weiss und davon gesehen habe, als mancher Kolumbianer selbst. Als prägendstes Erlebnis dieses Aufenthaltes würde ich die wiederkehrende Gewissheit nennen, dass Medellín definitiv die dümmsten Taxifahrer der Welt Kolumbiens beheimatet. Wie die meisten Städte Kolumbiens ist sie im Koordinatensystem organisiert, man kann also jede beliebige Adresse mittels zweier Strassennummern (Nord-Süd und Ost-West) finden. Unsere Taxifahrer bringen es aber jedes Mal fertig, das Hostel nicht zu finden, obwohl wir ihnen auf der Visitenkarte (mit Karte versehen) zeigen, wo wir hinwollen. Wie man dies regelmässig schafft, ist mir bis heute noch nicht klar. Ich habe aber in meinen ingesamt 12 Tagen in Medellín noch keinen Taxifahrer angetroffen, welcher das gewünschte Ziel ohne Schützenhilfe findet!

Die drei Tage vergehen sprichwörtlich wie im Fluge und plötzlich ist es bereits Zeit, um ein Taxi zum Flughafen zu nehmen. Mit gemischten Gefühlen steige ich in die Maschine nach Quito. Ich will nicht wirklich weg von Kolumbien, zu viele gute Erinnerungen habe ich an dieses wunder- und zugleich sonderbare Land. Ich wurde in der Hauptstadt von einem Stier verfolgt, war für mehrere Stunden bei Regen mitten im Nirgendwo gestrandet, lebte vier Tage im Dschungel und erlebte traumhafte Postkartenstrände in verwüstetem Zustand - und trotzdem würde ich keinen der letzten neunzig Tage hergeben wollen.

Um es mit den Worten des Terminators auszudrücken: I'll be back!

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