Mittwoch, 24. April 2013

21.-22. April 2013 - Lima

Am frühen Morgen wache ich im Bus auf. Die Fahrt bis nach Lima zieht sich noch ein bisschen, gegen ein Uhr nachmittags treffen wir im nördlichen Busbahnhof ein. Insgesamt bin ich mit der Busfahrt zufrieden. Zwar hat das Wifi nicht wie versprochen funktioniert, dennoch sind die 18 Stunden ziemlich schnell vergangen, und ich konnte dank dem bequemen Sitz (kann bis zu 160° gekippt werden) und der abgedunkelten Kabine immerhin ein paar Stunden ziemlich komfortabel schlafen (vor allem im Vergleich zu einem Langstreckenflug). Zudem ich habe nun einen groben Überblick über die Landschaft zwischen Máncora und Lima; es ist vor allem Wüste, welche aber auch interessant sein kann! Die Wüste an der Nordküste Perus entstand übrigens wegen des Humboldt-Stroms (Wikipedia Humboldt-Strom), welcher die Region permanent mit kaltem Wasser versorgt und somit die Wolken- und Niederschlagsbildung nachhaltig eindämmt. Bilder konnte ich wegen der ständig beschlagenen und auch nicht ganz sauberen Scheiben leider keine machen. Das nächste Mal will ich auf jeden Fall die renommierte Busgesellschaft Cruz del Sur ausprobieren, deren Cruzero Suite-Kabinen haben garantiert Wifi sowie Steckdosen, was noch ganz hilfreich sein kann, wenn man seine elektronischen Geräte während der Fahrt benutzen will. Trotz allem hat das Fehlen des Stroms im Bus aber auch seine positiven Seiten und so bin ich "gezwungen", im Reiseführer die ganzen Informationen über Lima (Wikipedia Lima) zu lesen. Die Metropolregion der Hauptstadt Perus beherbergt rund 9 Millionen Menschen und somit einen knappen Drittel der peruanischen Bevölkerung. Lima ist damit die viertgrösste Metropolregion Südamerikas. Die Stadt wurde ursprünglich von den Spaniern im Jahr 1535 als Ciudad de los Reyes gegründet und war Dreh- und Angelpunkt des spanischen Imperiums in Südamerika. Wer etwas über das sehr interessante Klima Limas erfahren möchte (es ist nicht so eintönig und es gibt tatsächlich zwei Jahreszeiten) kann dies durch Lesen des Wikipedia-Links tun. Durch das kontinuierliche Wachstum wurde irgendwann auch die einst eigenständige Stadt Miraflores in die peruanische Hauptstadt integriert und stellt heute das wohlhabendste Viertel dar. Miraflores beheimatet rund 1.5 Millionen Menschen, für mich als Schweizer sind diese Dimensionen immer wieder eindrücklich. Exklusive Shopping Malls, Restaurants und gutes Nachtleben inklusive. Hier befindet sich auch meine Unterkunft, und die meisten Touristen steigen in diesem Viertel ab.

Nach dem Eintreffen im Busbahnhof nehme ich also wie gewohnt ein Taxi zu meinem reservierten Hostel. Dort angekommen weiss man allerdings nichts von meiner Reservation und kann mir auch nur ein Bett für eine Nacht anbieten. Ich nehme es trotzdem. Nach dem Deponieren des Gepäcks gibt es wieder einmal ein Telefonat mit Familie und Facebook mit Freunden. Anschliessend will ich vor Sonnenuntergang noch die unmittelbare Umgebung erkunden. Das Quartier ist sehr sauber und könnte sich problemlos in Europa befinden.

Miraflores
Mir gefällt es hier! Ich gehe weiter und lande in einem der unzähligen Parks, welche einen wunderbaren Ausblick auf das Meer bieten. Da heute Sonntag ist, geniessen hunderte Peruaner das Wochenende und vor allem das süsse Nichtstun.

Parque Mario Raimondi

Da unten kann man offenbar prima Surfen!

Schööööön!

Ich geniesse die Stimmung und das schöne Wetter, so "gepackt" hat mich schon lange keine Stadt mehr! Irgendwann ist es aber Zeit zu gehen, und ich passiere noch den Parque Kennedy. An dessen Südseite befinden sich Dutzende von Künstlern, welche ihre wirklich schönen Arbeiten verkaufen. Leider kann ich auf meiner Reise solche Dinge nicht mit nach Hause zu nehmen - zu wenig Platz!

Kunstmarkt Parque Kennedy
Jetzt nehme ich ein Taxi zum Plaza de Armas, dem Zentrum der Altstadt Limas. Dieser sieht so aus:

Plaza de Armas
Auffallend sind auch hier die vielen Einheimischen, welche an der "frischen" Luft den Abend geniessen. Auch Touristen hat es wesentlich mehr als in Kolumbien und Ecuador, aber Peru hat ja bekanntlich auch eine bessere Reputation (obwohl es mittlerweile der weltweit grösste Exporteur von Kokain ist...) und ist als Touristenhochburg weitläufig bekannt. Dennoch, obwohl touristischer werde ich in Lima wieder wesentlich mehr beäugt als dies in Ecuador. Ich suche mir ein Restaurant für das Nachtessen aus und gehe danach noch auf einen abendlichen Stadtspaziergang.

Links: Palast des Erzbischofs; Rechts: Kathedrale


Eine der grössten Einkaufsstrassen im Stadtzentrum
Als ich den Plaza de San Martín passiere, treffe ich auf ein Open Air-Musical. Die Tänzerinnen und Tänzer verkörpern eine Geschichte, ich verstehe leider nichts, und tanzen dazu in beeindruckender Art und Weise. Hunderte Zuschauer scharen sich um die etwa 20-köpfige Gruppe und bestaunen das Spektakel. Ich glaube, verstanden zu haben, dass es sich um die nationale Tanz-Akademie handelt. Oder so. Möglich wäre es aufgrund des Dargebotenen schon.

Am nächsten Morgen checke ich aus dem Hostel aus und suche mir ein anderes. Das Pariwana Hostel soll es sein. Dieses ist relativ gross und befindet sich an guter Lage. Nach dem Deponieren des Gepäcks zieht es mich wieder ins Stadtzentrum, und ich will mir die Kathedrale und den (ehemaligen) Palast des Erzbischofs anschauen, was stolze 15 Franken Eintritt fordert.

Überblick über den Palast des Erzbischofs

Das Esszimmer

Das Büro...

Die dazugehörige gigantische Kathedrale
Wer keine Kritik an der christlichen Religion, namentlich am Katholizismus, verträgt, soll diesen Abschnitt bitte überspringen. Ich verstehe grundsätzlich, dass man für den Besuch einer solchen Stätte Eintritt verlangt. Die konstante Restauration ist schliesslich teuer. Ob man wirklich 15 Franken zu bezahlen hat, in Peru ist dies viel Geld, ist aber fragwürdig und wenn ich dann im Palast tatsächlich noch an einer Kollekte vorbeilaufen muss (trotz des hohen Eintritts!), habe ich langsam aber sicher ernsthafte Fragen an diese Religion. Auf einem hauptsächlich von Armut und (vergangenen) humanitären Konflikten geprägten Kontinenten verlangt die katholische Kirche ein vergleichsweise horrendes Entgelt für den Besuch einer Glaubensstätte, welche die Anhänger dieser Religion ja schliesslich "bei der Stange halten" soll. Mit dem Geld gebaut werden, beziehunsgweise wurden, offenbar grosszügige Paläste für die religiösen Oberhäupter, während dem man dem einfachen Mann mittels Kollekten "den letzten Hosenknopf" abnimmt. Gleichzeitig stemmt man sich aber vehement gegen die Verhütungspraxis und bekämpft so sämtliche Anstrengungen in Bezug auf die Ausrottung von AIDS, was für das unglaubliche Leid auf diesem Planeten mitverantwortlich ist. Mir scheint, es ginge hier vor allem darum, den Anhängern des katholischen Glaubens möglichst viel abzuknöpfen, damit die "Tepppichetage" in Prunk leben kann. Aber werden von der Kirche nicht immer Bescheidenheit und Demut propagiert..?

Nun aber will ich aber mit dem Taxi nach Barranco, dem Künstlerviertel. Dieses befindet sich südlich von Miraflores und bietet nebst einer wunderbaren Vegetation auch einen wunderschönen Ausblick:

Im Hintergrund ist die Strandpromenade von Miraflores zu sehen

Ansonsten kann ich noch diese Bilder bieten:




Nach einem guten und günstigen Mittagessen beschliesse ich, in Miraflores noch schnell zum Coiffeur zu gehen. Ich habe in unmittelbarer Nähe zum Hostel die Wahl zwischen einem stylischen und vermutlich schweineteuren Coiffeur-Salon und daneben einem kleinen, verstaubten Laden, der von zwei in die Jahre gekommenen Männer geführt wird. Des Erlebnisses wegen entscheide ich mich für letztere Option. Ich erkläre dem Coiffeur, dass er die Haare auf der Seite und hinten doch bitte mit der Maschine auf 12mm stutzen soll, wie immer halt. Er nickt und lächelt, hat jedoch offenbar eine andere Vorstellung von 12mm als ich. So sind es am Schluss etwa 4-6mm und ich habe kürzere Harre, als ich es im Militär je hatte. Als ich zuschaue, wie sich meine Frisur immer mehr an eine Glatze annähert, muss ich mich beherrschen, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Die Situation ist wirklich komisch und passt irgendwie zu meiner Reise. Wieder einmal ein Erlebnis, das sich festzuhalten lohnt ;-)

Ich gehe danach zurück ins Hostel, welches über eine Bar auf der Dachterrasse verfügt, von wo aus es sich prima Schreiben lässt. Später plane ich noch meine Weiterreise. Morgen gehe ich nach Huancayo im peruanischen Hinterland. In der darauf folgenden Nacht gehe ich dann zurück nach Lima, wo ich eine Stunde später aber bereits den Bus nach Ica nehme und dort hoffentlich gegen Mittag eintreffe. Laut meiner Planung sollte es somit möglich sein, in Ica das Fussballspiel Fc Basel-Chelsea zu sehen. Ahja, Machu Picchu buche ich für meinen Vater und mich auch noch gleich :-)

Am Abend mische ich mich in der Bar nochmals unter die anderen Reisenden und treffe tatsächlich auf interessante Menschen, mit denen ich mich endlich wieder einmal über mehr als nur den Reiseverlauf unterhalten kann und mag.

Tags darauf stehe ich in aller Herrgotts Frühe auf und nehme ein Taxi zum Busterminal. Ciao Lima, wir sehen uns bestimmt wieder!

Sonntag, 21. April 2013

19.-20. April 2012 - Máncora

Aufgrund einer (weiteren) Fehlinformation treffe ich morgens um halb vier in Máncora (Wikipedia Máncora) ein, geplant wäre sechs oder sieben Uhr gewesen. Dieser Ort ist das peruanische Äquivalent zu Montañita, erscheint aber wesentlich zivilisierter und auch nicht so gross. Nachdem ich per Tuk-Tuk ins am Vortag reservierte Hostel chauffiert werde, gehe ich nochmals für ein paar Stunden ins Bett.

Jetzt bin ich also in Peru (Wikipedia Peru) angekommen. Auf weitere Fakten zum Land werde ich an dieser Stelle nicht eingehen, der Wikipedia Artikel enthält eigentlich alles Wissenswerte.

Nach dem Ausschlafen geniesse ich das Meer und plane bereits meine Weiterreise. Viel gibt es hier nämlich abgesehen vom Surfen nicht zu unternehmen, und das Strandleben habe ich mittlerweile gesehen. Eigentlich will ich via Trujillo nach Lima. Da es aber an diesem Tag keine freien Busse mehr gibt und ich mittlerweile etwas knapp an Zeit bin, wähle ich den Nachtbus nach Lima (18 Stunden) für den nächsten Tag und überspringe Trujillo.

Hier noch einige Impressionen von Máncora:

Hauptstrasse

Schöner, nicht so bevölkerter Strand

Strandpromenade


Freitag, 19. April 2013

15.-18. April 2013 - Cuenca

Cuenca (Wikipedia Cuenca) ist mit circa 350'000 Einwohnern Ecuadors drittgrösste Stadt, deren historisches Zentrum, wie jenes von Quito auch, UNESCO Weltkulturerbe ist. Nebst ein paar grossen Kathedralen und der Altstadt im Allgemeinen gibt es eigentlich nicht viel zu sehen. Cuenca ist aber für Touristen ein beliebtes Ziel, um in Ecuador vor der Weiterreise nach Peru noch einmal innezuhalten.

Hier treffe ich einen Engländer, welchen ich in Medellín kennengelernt habe. Wir leben in einem erst drei Tage alten Hostel, welches von jungen Schweizern geführt wird. Obwohl noch so jung, ist das Hostel bereits fast ausgebucht; und zwar beherbergt es fast ausschliesslich Schweizer! Im Restaurant gibt es Rösti, und zum im Preis inbegriffenen Morgenessen gibt es auf Wunsch eine "Heisse Schoggi". Schweizer Werte werden hier gross geschrieben: Zuverlässigkeit (für einmal in Südamerika funktioniert es "einfach so"), Freundlichkeit und Sauberkeit. Die Atmosphäre stimmt eindeutig, und man fühlt sich zumindest als Schweizer sofot zu Hause. Ein gutes Gefühl nach dreieinhalb Monaten Abwesenheit. Irgendwie ist man mit seiner Heimat halt doch verwurzelt.

Zugegeben, viel unternehme ich nicht mehr in Cuenca. Wir beschäftigen uns hauptsächlich damit, in einem anderen Hostel Xbox zu spielen und über alte Zeiten zu diskutieren, sowie uns über kürzlich Geschehenes auszutauschen. Am ersten Abend unterhalte ich mich noch mit einem Holländer, welcher über Reisemüdigkeit klagt. Ich bin mit ihm absolut einverstanden, ab einem gewissen Punkt ist die Luft einfach draussen. Man will nicht mehr möglichst viele (oberflächliche) Bekanntschaften machen und irgendwann will man auch nicht mehr alles abklappern, was einem vom Reiseführer als Must See empfohlen wird. Wir bemitleiden uns gegenseitig. Ich weiss, für die Leserschaft klingt dies jetzt wahrscheinlich total unverständlich. Da geht einer für ein halbes Jahr nach Südamerika, weg von Arbeit und sämtlichen Verpflichtungen - und beklagt sich noch darüber! Insgesamt tut die Diskussion jedoch sehr gut, denn so weiss ich, dass ich nicht der Einzige bin, der mittlerweile das Reisefieber ein bisschen verloren hat. Nach zwei Tagen stösst auch noch ein zweiter Engländer zu uns, mit welchem ich bereits in Taganga und Medellín unterwegs war.

Der Vollständigkeit halber aber doch noch diese Bilder:





Mit Ecuador habe ich irgendwie abgeschlossen. Das Land hätte ich auf meiner Reise problemlos auslassen können, dafür gebe ich aber nicht (nur) ihm die Schuld. Einerseits wurde ich sicherlich von Kolumbien verwöhnt (dies sagen die Meisten, welche die gleiche Reiseroute absolvieren), andererseits hat mich Ecuador seit dem ersten Tag nie richtig "gepackt". Ich habe zwar auch hier interessante Dinge erlebt, ich bin ja schliesslich beinahe ertrunken, ins Schwärmen bin ich aber nie geraten. Vielleicht ist es auch nur die Reisemüdigkeit, welche ich oben schon dargelegt habe. Wie auch immer, ich beende mein kurzes Gastspiel und setze mich eines Abends in den Nachtbus nach Máncora. Peru, here I come!

Montag, 15. April 2013

7.-14. April 2013 - Montañita

Montañita (Wikipedia Montañita) ist offenbar nicht nur für Touristen ein beliebtes Ziel; die Warteschlange, die wir am frühen Morgen im Busbahnhof von Guayaquil antreffen, füllt wahrscheinlich sämtliche fünf Verbindungen dieses Tages. Grund ist einerseits sicher das Wochenende, Montañita ist das Ausflugsziel der Region, sowie die ab morgen stattfindenden Ü35-Surfweltmeisterschaften. Ein guter Zeitpunkt also, um Montañita im "besten" Licht zu sehen! Aber wie gesagt, ob wir es heute überhaupt noch dorthin schaffen, ist bei dieser bereits wartenden Menschenmasse unklar. Während ich trotzdem mal anstehe, spricht mich ein Taxifahrer an: er würde uns für je 10$ (statt 6$ im Bus) an unser Ziel bringen. Es seien auch noch zwei andere, ecuadorianische Touristen (ein junges Pärchen) dabei. Ich überlege nicht lange und hole Patricia sowie unser Gepäck. Der Taxifahrer macht mir keinen allzu schlechten Eindruck (wirklich vertrauenswürdig sehen die ja sowieso nie aus). Während der Fahrt sucht Patricia aber allerlei Gründe, wieso wir demnächst entführt werden und malt sich aus, wie dies geschehen würde. Sie ist sich sicher, dass die zwei anderen Mitfahrer in Tat und Wahrheit Komplizen des Taxifahrers sind und man uns in irgendeinem abgelegenen Wald sämtliche Wertsachen abnehmen und uns dort zurücklassen werde. Auch für mich sind diese Gedanken sehr beruhigend ;-) Schlussendlich kommen wir aber sicher in Montañtia an. Im Hostel ist meine gestern abgeschickte Reservation noch nicht bearbeitet worden, am Wochenende arbeite niemand in der Administration...Aha. Ich bekomme aber glücklicherweise trotzdem ein Bett, das Hostel erinnert mich an eine Art südostasiatisches Bungalow-Dorf. Die Häusschen, meist Privatzimmer, sind um den Pool herum angesiedelt. So entsteht die Atmosphäre einer abgeschotteten Oase. So weit so gut. Es ist mittlerweile bereits Mittag, und wir nehmen im Städtchen ein Mittagessen ein. Alles überschattend ist Montañitas Atmosphäre eines Party- und Surferortes. Authenzität gleich null, aber Wunder nimmt es mich halt dennoch. Wegen der Surfmeisterschaften ist die Polizei allgegenwärtig, zu Ross, mit Velos und auch mit Quads sind sie ausgerüstet. Sobald dieser einwöchige Anlass vorbei ist, wird wieder kein einziger Polizist hier stationiert sein (auch Spital gibt es keines).

Montañita

Am Nachmittag ist es endlich an der Zeit, wieder einmal im Meer zu baden. Die Wellen sind in der Tat sehr eindrücklich.

Wellen


Mich hält nichts mehr am Strand, ich will mich ein bisschen im Meer austoben. Patricia bleibt am Strand. Es macht immer wieder Spass, sich in ein bis zwei Meter hohe Wellen zu werfen. Wer dies schon einmal gemacht hat, weiss, von was ich rede. Diese Personen wissen aber auch, wie anstrengend dies mit der Zeit wird. Nach einer halben Stunde werde ich müde und will das Meer verlassen. Das ständige Untertauchen kostet Energie, und die Wellen werden mir aufgrund der Ebbe zu hoch. Erstaunt stelle ich fest, dass es gar nicht so einfach ist, wieder zurück zum Strand zu kommen. Die Strömung ist zu stark, und die mich ständig unter die Wasseroberfläche drückenden Wellen lassen meine Kräfte viel zu schnell schwinden. Ich realisiere, dass ich es aus eigener Kraft unmöglich zurück an den Strand schaffen würde. Auch vier anderen Männern in unmittelbarer Nähe geht es gleich. Jetzt nur keine Panik, denke ich. Doch eine vernünftige Lösung für meine mittlerweile lebensbedrohliche Situation will mir einfach nicht einfallen. Ich beschränke mich einfach darauf, meinen Kopf über Wasser zu halten und nicht in eine energieverschwendende Panik auszubrechen. Dem einen Mann scheint es immer schlechter zu gehen, er kämpft mit seinem Auftrieb und wird sich nicht mehr lange selbständig über Wasser halten können. Ein Anderer aus seiner Gruppe macht das einzig Richtige und alarmiert mittels Wink- und Rufzeichen die Rettungsschwimmer. Wieso bin ich nicht darauf gekommen??? Eindrücklich wird mir in dieser Situation vor Augen geführt, wie schwierig es ist, in einer Ausnahmesituation noch klar zu denken. Die Rettungsschwimmer, am Strand hat es alle 100 Meter einen Hochsitz mit drei bis vier der Lebensretter, schwärmen sofort aus und sind dank ihren Flossen innert weniger Minuten bei uns. Die aus Baywatch bekannten, kleinen Boien sind auch dabei. Daran können wir uns festhalten, bis das Rettungsboot zu uns gelangt, um uns an den Strand zu bringen. Im Boot wird der vorher schon völlig entkräftete und völlig in Panik geratene Mann plötzlich bewusstlos. Ein Rettungsschwimmer ergreift sofort ein Handy und schreit "Wir brauchen sofort eine Ambulanz!" hinein. Nach zwei Minuten kommen wir am Strand an, der Bewusstlose wird aus dem Boot gehievt und bleibt am Boden liegen. Innert Sekunden rennt halb Montañita zu uns, und wir werden von mehreren hundert Gaffern umzingelt. Im Hintergrund sind bereits die Sirenen der Ambulanz- und Polizeifahrzeuge zu hören. Ich brauche keine ärztliche Hilfe und frage deshalb, ob ich gehen kann. Der ganze Rummel wird mir zu viel, und ich finde die Gaffer-Situation völlig abstossend. Patricia, die 50 Meter weiter weg die Sonne geniesst, hat von meiner Teilnahme an dieser Eskapade nichts mitbekommen und fragt mich bei meiner Rückkehr nur "Und, wie war das Meer?". Völlig entkräftet liege ich in den Sand und erzähle ihr, was passiert ist. Ich wäre zweifellos ertrunken, wenn diese Rettungsschwimmer nicht da gewesen wären oder uns gesehen hätten.

Die nächsten Tage, ich bleibe insgesamt eine Woche in Montañita, beschäftige ich mich vor allem mit dieser Tätigkeit:

Hängematten-Level: Experte


Einerseits sitzt mir der Schreck immer noch in den Knochen, andererseits hat in meinen Ohren verbleibendes Meerwasser zu einem so genannten Schwimmmerohr geführt, welches eine Gehörgangentzündung mit sich bringt. In der Apotheke finde ich zwar Tropfen dagegen, jedoch kann ich mich so nicht wieder ins Meer begeben. So nutze ich diese Woche, um einmal auszuspannen und mich von den letzten Monaten zu erholen. Zwar sind es Ferien, das ständige Reisen und vor allem die ständig wechselnden Betten tragen aber dazu bei, dass es zugleich auch relativ anstrengend ist.

Trotz allem ist es aber auch eine interessante Woche. Beispielsweise sehe ich an einem Morgen kurz nach dem Erwachen eine Kröte an mir vorbeihüpfen. Diese muss in unser Bungalow eingedrungen sein, als meine schwedische Dormpartnerin die Türe wieder einmal offengelassen hat. Die gleiche Schwedin hat an einem anderen Morgen übrigens auch einen halben Nervenzusammenbruch, als eine Dosis Kokain ihre Wirkung verliert und das Mädchen auf den harten Boden der Realität zurückholt. Überhaupt kann ich mich nur wenig mit den meisten anderen Hostelbewohnern (vor allem Schweizer und Deutsche), praktisch alle sind wie Patricia auch Sprachschüler, anfreunden. Die meisten sind entweder (vor allem emotional) wesentlich jünger oder sonst irgendwie auf die falsche Bahn geraten. Vom in seinen Augen unheimlich coolen Hippster über das verwöhnte und von den Eltern in allen Belangen gesponserte "Tüpfi" ist hier alles zu finden. Den Meisten geht es in diesem Urlaub vor allem darum: unter dem Deckmantel der Sprachschule jeden Abend Party zu feiern, am Strand herumzuliegen und gelegentlich Drogen zu nehmen. Ahja, und wenn man dann doch Spanisch lernen will, geht es eigentlich immer nur darum, wie man das andere Geschlecht abschleppen kann. Ich bin heilfroh, nicht hier meinen Sprachaufenthalt gemacht zu haben. Auch am Wochenende wird als Gruppe gekokst, und ich verspüre nicht den geringsten Reiz, daran teilzunehmen (Patricia natürlich auch nicht).

In Montañita wird auch ein intellektuelles Niveau vergebens gesucht. Der touristische Teil des Ortes besteht zum grössten Teil aus Hippies, welche "unserer Welt" irgendwann den Rücken zugewandt haben und sich jetzt mit dem Basteln und Verkauf von Armbändern und Halsketten irgendwie über Wasser halten. Hauptsache man hat Rastas, ist den ganzen Tag bekifft, sieht möglichst ungepflegt aus und trägt um Himmels Willen keine Schuhe! *Das Leben ist ja sooooo schööööön, und Krieg ist soooo doooooof.* Ernsthaft, wie kann man so ein Leben führen? Zum Glück ist dies jeder und jedem selbst überlassen. Dass die beiden vorhandenen Bankomaten nie funktionieren, ist hier irgendwie selbstverständlich. Kommerz interessiert ja eh keinen. Was mir aber gar nicht einleuchtet, ist, warum der Verkauf von Alkohol an Sonntagabenden offiziell (in Südamerika gibt es immer eine Möglichkeit für alles...) gesetzlich verboten ist.

Irgendwann werde ich unter Dusche noch von einer 2cm grossen Eidechse attackiert. Diese hat es sich irgendwie auf meiner Duschgel-Flasche gemütlich gemacht und wurde durch mein Betätigen des Kippverschlusses an meine Brust katapultiert. Irgendwann fällt sie runter in das Duschwasser und ihr droht der Ertrinkungstod. Ich will sie ja retten, doch das Vieh ist viel zu klein und flüchtet in totaler Panik vor mir - und ich verfolge es in der Duschkabine. Für einen Aussenstehenden muss dies völlig stupide aussehen. Irgendwann stellt sich die Eidechse tot, und mir gelingt es, sie am Schwanz zu ergreifen und aus der Dusche zu befördern.

Nach einer Woche habe ich genug von Montañita, am Montagmorgen verlasse ich den Ort in Richtung Cuenca. Das Hostel verlasse ich mit 25$ in meinem Portemonnaie, die Bankomaten sind mir nicht gestimmt...

Montag, 8. April 2013

5.-6. April 2013 - Guayaquil

Am frühen Morgen stehe ich in Baños auf. Aus Rücksicht auf meine noch schlafenden Zimmerpartnerinnen packe ich meine Sachen im Gang zusammen. Glücklicherweise gibt es dort auch Steckdosen, um mein iPhone noch ganz aufzuladen, bevor ich mich auf die insgesamt achtstündige Busfahrt nach Guayaquil mache. Am Busbanhof angekommen offenbahrt man mir, dass es erst um 1 Uhr mittags einen direkten Bus gibt. Ich könne aber via Ambato (halt irgendein Ort in Ecuador) fahren, was ein Umsteigen nach einer guten Stunde Fahrt bedeutet. Ich steige also in diesen Bus ein, und ein nur wenig älterer Kanadier setzt sich neben mich. Er arbeitet als Graphic Designer für dieselbe Firma, welche auch die Ice Age-Filme produziert hat. Wir unterhalten uns angeregt über Gott und die Welt, und die Fahrt nach Ambato vergeht wie im Fluge. Dort angekommen warten wir an einem anderen Strassenrand auf den Bus nach Guayaquil, als plötzlich mein kolumbianisches Handy klingelt. Eine unbekannte Nummer, ich nehme nicht ab. Zur Sicherheit will ich auch auf dem iPhone überprüfen, ob mich jemand erreichen wollte. Doch wo ist es? Ich durchwühle meinen ganzen Rucksack, doch mein iPhone ist nicht da... Mir schwahnt nichts Gutes; ich muss es im Hostel im Gang liegengelassen haben! Scheisse! Wie ungünstig! Ich hoffe, dass es immer noch dort ist und verabschiede mich von meinem kanadischen Kollegen, um den ganzen Weg schnellstmöglich wieder zurückzufahren. Im Bus gehe ich sämtliche Szenarien durch. Sollte es gestohlen worden sein, so müsste ich sofort meine Kreditkarten sperren lassen, denn auf meinem iPhone befinden sich sensitive Daten. Zusätzlich müsste ich meine schweizer Nummer sperren lassen und irgendwie versuchen, per PC alle Daten auf meinem iPhone zu löschen. In jedem Fall muss ich Patricia aber mitteilen, dass ich anstatt am späten Nachmittag erst abends in Guayaquil ankommen werde. Ich komme also eine gute Stunde später wieder im Hostel an und finde das iPhone tatsächlich noch im Gang liegen! Ein kleineres Wunder, vor allem in Südamerika. Und ein Riesendussel für mich. Also kurz Patricia ins Bild setzen und dann die Strecke nochmals unter die Räder nehmen. Da ich dieses Mal aber in kein Gespräch verwickelt bin, kann ich die schöne Landschaft voll und ganz geniessen. Auch das Wetter hat sich mittlerweile wesentlich verbessert:

Einer der zahlreichen Strassenstände




Nach rund einer Stunde komme ich wieder in Ambato an und steige in den Bus für die sechstündige Fahrt nach Guayaquil. Wir durchqueren phantastische Berglandschaften und erklimmen die Passstrasse in Richtung Süden, welche uns am Chimborazo Vulkan (Wikipedia Chimborazo) vorbeiführt. Dieser ist knapp 6'300 Meter hoch, und sein Gipfel ist zugleich der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Ort des Planeten. Bilder kann ich leider keine machen, da einerseits die schmutzigen Fensterscheiben kein Fotografieren zulassen und andererseits die Strassenqualität teilweise derart schlecht ist, dass sich mein Hintern mehrere Male für kurze Zeit vom Sitz löst. Überhaupt ist das Busfahren in Ecuador wesentlich weniger komfortabel als in Kolumbien. Je näher wir Guayquil kommen, desto sumpfähnlicher wird die Landschaft.

Feuchtgebiete um Guayaquil

Pünktlich zu meiner Ankunft in der Stadt fängt es an zu regnen. Und zwar nicht wie bei uns, sondern ein ausgewachsenes tropisches Gewitter. Die Luftfeuchtigkeit steigt innert Minuten auf 100%, das Thermometer zeigt nach wie vor weiter über 30°C an. Leicht verschwitzt finde ich, der als Navigator für den Taxifahrer agieren muss, irgendwann das Hostel und checke ein. Dort treffe ich auch auf Patricia. Nach einer kurzen Dusche gehen wir in ein bisschen spezielles Strassenrestaurant; man erhält eine gekochte Krabbe sowie ein kleines Holzbrett als Unterlage und einen niedlichen Holzhammer, mit welchem man die Krustentiere knacken muss. Das sieht dann in etwa so aus:

Patricia beim Knacken einer Krabbe

Nahrhaft ist das Teil nicht wirklich, aber interessant war es allemal! Der Abend stellt sich als ruhig heraus, es ist schlichtweg zu heiss für irgendwelche Aktivitäten. Ich geniesse den 6-Personen Dorm für mich alleine und habe so die Qual der Wahl in Bezug auf das Bett. Nicht schlecht staune ich am nächsten Morgen, als ich definitiv nicht in demselben Bett erwache, in dem ich eingeschlafen bin. Nach einigen ernsthaften Fragen zu meinem Schlafverhalten verdränge ich diesen Vorfall erfolgreich, und wir schauen uns Guayaquil (Wikipedia Guayaquil) ein bisschen genauer an. Für eine umfassende Betrachtung bleibt natürlich nicht genügend Zeit, denn morgen gehen wir bereits weiter. Guayaquil ist die grösste Stadt Ecuadors und war einmal das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Bis vor wenigen Jahren war die Stadt eher berüchtigt als berühmt, Kriminalität war (und bleibt natürlich bis zu einem gewissen Grade) Alltag. Jedoch scheint sich dies in den letzten Jahren gebessert zu haben, und die Stadt wird rundum modernisiert. Guayaquils ganzer Stolz ist der Malecón 2000, die im Jahr 2000 (Überraschung!) von Grund auf renovierte Flusspromenade. Diese ist tatsächlich sehr schön anzusehen!

Malecón 2000

Obwohl die Mittagshitze mittlerweile beinahe unerträglich ist, besteigen wir noch den nahegelegenen Hügel (via 440 Treppenstufen), um vom dortigen Leuchtturm aus die Aussicht über Guayaquil zu geniessen.


Geht man da rauf...

...sieht man dies...

...und das.
Nun ist es aber definitiv zu heiss, und völlig verschwitzt nehmen wir ein Taxi ins nahe beim Hostel gelegenen Shopping Center. Dort finden wir einen gigantischen Spielzeugladen, welcher uns beide um mindestens 15 Jahre zurückversetzt.

"Wo hesch das jetzt här? Tues wider zrugg!"

Irgendwann müssen wir, zu unserem eigenen Schutz, den Laden verlassen. Den Nachmittag verbringe ich mit Hitze vermeiden, Bloggen und Telefonieren. Am Abend besuchen wir ein chinesisches Restaurant. Man sollte jedoch vorher wissen, dass ein Gericht eine ganze Familie ernähren kann, und eine Portion Reis alleine schon mehr als genug sättigt. Schliesslich isst man aber auch kein asiatisches Essen in Südamerika ;-) Den restlichen Abend lassen wir gemütlich ausklingen, schliesslich müssen wir am nächsten Morgen früh aufstehen. Es geht nach Montañita!

Samstag, 6. April 2013

4. April 2013 - Baños

Am späteren Nachmittag komme ich in Baños an. Zuvor musste ich mittels Taxi ans südliche Ende von Quito fahren, wo sämtliche Busse in Richtung Süden (irgendwie logisch, oder?) abfahren. In diesem Bus sitze ich, wie es der Zufall wieder einmal will, neben einer Schweizerin. Der Busfahrer will unbedingt, dass auch sie (zu ihrer Sicherheit) ihren Rucksack im abschliessbaren Gepäckfach unterhalb der Passagierkabine verstaut. Sie will dies aber partout nicht und versucht ihm zu erklären, dass sie dort keine Kontrolle über das Gepäck und damit über ihren Pass, Laptop und alle anderen Wertsachen habe. Der Busfahrer entgegnet, dass in der Passagierkabine selbst aber immer wieder gestohlen werde. Irgendwann resigniert er und schärft ihr ein, dass es ja schliesslich ihre Wertsachen seien und sie die Verantwortung dafür trage. Alle sind zufrieden.

Im Hostel angekommen, realisiere ich, dass auch eine Schweizerin neben mir im Dorm schläft! Zumindest Kolumbien und Ecuador scheinen also voller Schweizer zu sein. Es erstaunt mich immer wieder, dass man "uns" überall auf der Welt antrifft, obwohl es nur rund 4 Millionen von uns gibt (Deutschsschweizer). Ansonsten suche ich aber für einmal keinen Kontakt zu anderen Touristen. Baños (Wikipedia Baños) ist ein wichtiger touristischer Stützpfeiler Ecuadors und befindet sich ziemlich genau in der Mitte des Landes (sprich im Gebirge). Die Hauptattraktionen sind einerseits Adventure Sports (ähnlich San Gil in Kolumbien) und andererseits die Thermalquellen. Auf beides habe ich keine Lust, und das Regenwetter trägt auch nicht wirklich zu meiner Laune bei. Nach meiner Ankunft sehe ich im Reiseführer, dass Baños über diverse ausländische Restaurants verfügt, was nach mittlerweile drei Monaten geprägt von "Fleisch mit Reis und Kartoffeln" in verschiedensten Variationen ein Segen ist. Als ich dann noch sehe, dass es tatsächlich auch ein Schweizer Restaurant gibt, ist mein Leben kurzfristig perfekt. So geniesse ich den Abend also bei einem grünen Salat und Capuns (Wikipedia Capuns) - mitten in Ecuador. Auch am nächsten Tag ist das Wetter nach wie vor grenzwertig, und die schöne Berglandschaft ist in den Regenwolken versteckt. Wiederum habe ich so nicht wirklich Lust, etwas zu unternehmen, und so wird es ein Tag zum Faulenzen. Ein paar Bilder habe ich dennoch gemacht:

Baños, typische Strasse

Der kleine Park in der Ortsmitte

Innenhof der Kathedrale

Auch heute schlage ich mir den Bauch mit europäischen Gerichten voll, was für ein Genuss! Wenn ich ein paar Dinge aufzählen müsste, die mir hier fehlen, dann würde das Essen (ganz im Gegensatz zu Ferien in Asien) definitiv dazugehören. Ansonsten plane ich meine morgige Weiterreise nach Guayaquil, wo ich meine Gymi-Kollegin Patricia treffen werde. Mein Bus wird Baños um halb 8 Uhr morgens verlassen, was ein frühes ins Bett gehen völlig legitim macht.

Donnerstag, 4. April 2013

1.-3. April 2013 - Quito

Gegen acht Uhr abends landen wir in Quito, Ecuador (Wikipedia Ecuador). Das Land ist mit einer guten Viertelmillion Quadratkilometern rund fünfmal so gross wie die Schweiz, beheimatet aber nur doppelt so viele Menschen (15 Millionen, so weit man weiss...). Grob lässt sich Ecuador in vier Teile unterteilen:
  • Die Pazifikküste im Westen des Landes;
  • Die Sierra, der andine Teil Ecuadors, welcher von zwei Gebirgszügen von Norden nach Süden gebildet wird und diverse Vulkane beinhaltet;
  • Das Amazonasgebiet im Osten;
  • Die Galápagos Inseln, welche rund 1'000 Kilometer entfernt im Pazifik liegen.

Erdöl und Bananen stellen 60% der exportierten Güter dar. Ecuador verfügt über eine bewegte Geschichte, welche im oben genannten Wikipedia Artikel gut dokumentiert ist. Das Land war beispielsweise von 1972 bis 1979 einem Militär-Regime ausgesetzt. Im September 2010 musste für eine Woche der Notstand ausgerufen werden, nachdem Polizisten (!) wegen revidierter Beförderungs- und Bonistrukturen den ecuadorianischen Präsidenten in einem Spital entführten und dieser durch das Militär befreit werden musste.

Die Hauptstadt Quito (Wikipedia Quito) befindet sich in der Sierra auf 2'800 Metern über Meer und ist somit die höchste Hauptstadt der Welt, welche sämtliche Staatskammern, also Legislative, Exekutive und Judikative beheimatet (La Paz fehlt die Judikative, ist aber um einiges höher). Mit 2.5 Millionen Einwohnern ist sie nach Guayaquil die zweitgrösste Stadt Ecuadors und das neue wirtschaftliche Zentrum des Landes. Die historische Altstadt wurde 1978 aufgrund des guten Zustands als UNESCO Weltkulturerbe deklariert.

Ich lande also in Quito, dessen neuer Flughafen gerade mal einen Monat alt ist. Die Einreise ist gar unkompliziert und nicht zu vergleichen mit der Ausreise aus Kolumbien (Kontrollfragen zu besuchten Orten im Land, zum Beruf, wie lange das Medizinstudium in der Schweiz dauert etc.) und nach der Beantwortung von Fragen zu meiner gewünschten Aufenthaltsdauer und der Art dessen sowie meinem Zivilstand heisst es "Bienvenido a Ecuador!". Danach folgte allerdings Chaos. Da der Flughafen offensichtlich in der Probephase steckt, gibt es noch diverse Kinderkrankheiten. So erstaunt es nicht, dass nach drei Minuten unser Gepäckband den Geist aufgibt und für eine halbe Stunde aussteigt. In Südamerika ist es üblich, vor dem Verlassen der Ankunftszone noch einmal durchleuchtet zu werden. Unglücklicherweise fällt unsere Ankunft aufgrund der halbstündigen "Pause" mit dem Flieger von Miami zusammen, weshalb zwischen 300 und 400 Personen gleichzeitig auf den Security Check warten müssen. Da das Terminal aber offensichtlich nicht gross genug für so viele Personen ist, bilden sich irgendwann zwei Warteschlangen. Als die Leute der einen Schlange dann mit unserer fusionieren wollen, bricht ein riesiges Wortgefecht aus, welches beinahe in einem Handgemenge endet. Jeder versucht in Südamerika "zu bescheissen", doch wehe man bescheisst sie oder ihn ;-)

Bei meiner Ankunft im in der Altstadt gelegenen Hostel spreche ich Spanisch, da ich es mir gewohnt bin, dass niemand der Angestellten Englisch kann. Relativ schnell wird mir aber klar, dass es sich bei meinem Gegenüber um einen Amerikaner handeln muss. Dieser realisiert jedoch nicht, dass ich als Schweizer kein Latino bin, und lehnt meinen Vorschlag, anstatt Spanisch Englisch zu sprechen, immer wieder ab. So spricht er Spanisch mit mir und ich antworte ihm auf Englisch ;-) Beim Kennenlernen der anderen Hostelbewohner zeigt sich schnell, dass Quito eine eher gefährliche Stadt ist; jede und jeder berichtet mir entweder wie sie oder er ausgeraubt wurde oder einen solchen Vorfall aus nächster Nähe beobachtet hat. Es sei vor allem "populär", andere Leute mit Messern zu bedrohen oder ihnen beispielsweise die Kamera aus den Händen zu reissen und davonzurennen.

Quito gleicht, abgesehen vom historischen Zentrum, den meisten anderen südamerikanischen Städten, welche ich bis jetzt gesehen habe. So verbringe ich die nächsten zwei Tage mit dem Erkunden der Altstadt und dem Kaufen neuer Schuhe im grössten Shoppingcenter der Stadt, was bei Schuhgrösse 43 gar nicht so einfach ist!







Plaza Grande





Der neuere Stadtteil "La Mariscal"

Einer der vielen Parks, sogar Pedalos kann man mieten


Quitos grösstes Shoppingcenter...

...mit einem Laden voller schweizer Sackmesser!

Schön und teuer...

Plaza Grande at Night

Das erst einjährige Hostel verfügt über die bequemsten Betten, die ich je gesehen habe sowie eine herzliche Atmosphäre. Es wird von zwei jungen Amerikanern geführt. Auch Ausflüge werden angeboten. Die Tour zur "Mitte der Welt" (Wikipedia Mitad del Mundo) und dem nahegelegenen Vulkan hätte ich eigentlich schon gerne gemacht, jedoch will ich nicht noch einen Tag hier bleiben, nur um das Touristenprogramm abzuspulen. So verlasse ich Quito am Nachmittag des dritten Tages bereits wieder. Doch bevor ich abreise, will ich noch mit der TelefériQo den Fuss des nahen und aktiven Pichincha Vulkans (Wikipedia Pichincha Volcano) erklimmen. Die Seilbahn bringt mich auf rund 4'100 Meter über Meer, das Atmen fällt merklich schwerer. Doch dafür wird man mit einer einzigartigen Aussicht auf Quito belohnt!

Quito Downtown (nördlicher Teil der Stadt)

Der ärmere Süden (im linken Bildrand befindet sich die Altstadt)

Der Pichincha Vulkan

So sieht es hier oben aus

Kurz darauf nehme ich ein Taxi zum Busbahnhof und lasse die Stadt hinter mir...

PS: Der letzte Eintrag wurde noch einmal überarbeitet!