Barranquilla. Die wichtigste Hafenstadt Kolumbiens. Karibikküste.
Permanent 35 Grad und beinahe 100% Luftfeuchtigkeit. Viel zu unternehmen gibt
es nicht und auch wenn; das Klima macht sämtliche Erkundungslust sofort zunichte.
So könnte man die Arbeitswoche, die ich bei einer Kollegin in Barranquilla (Wikipedia Barranquilla) verbringe, grob zusammenfassen. Es ist mir schlichtweg zu heiss und zu schwül.
Auch meine Kollegin, sie ist Spanierin und arbeitet wegen der Krise
in Spanien seit einem halben Jahr hier, sieht das so. Man gewöhne sich einfach
nie an dieses Klima.
Für das Wochenende ist ein Ausflug nach Palomino
(Wikipedia Palomino) vorgesehen. Das Stranddörfchen befindet sich an der Grenze zum Parque Tayrona.
Palomino ist für seinen rund 10 Kilometer langen Sandstrand bekannt. Da Silvia
aber bis am Freitag Nachmittag arbeiten muss, fahren wir an diesem Abend nur
bis nach Santa Marta und legen in Taganga einen Zwischenstopp ein. Taganga
kennen wir beide bestens, doch mittlerweile herrscht nicht mehr Hochsaison und
das einst touristische Dorf ist praktisch leer, respektive es wird nicht mehr von Touristen
sondern praktisch ausschliessend von Hippies bevölkert. Irgendwie nicht mehr so
toll wie auch schon. Trotz allem machen wir uns einen gemütlichen Abend am
Strand. Am nächsten Morgen verlassen wir Taganga und nehmen ein (extrem
unbequemes) Collectivo nach Palomino. Nach zwei Stunden Fahrzeit kommen wir
endlich an und legen die 20 Minuten Fussmarsch an den Strand zurück. Im Hostel
beziehen wir die Hängematten und machen uns auf einen ausgedehnten Strandspaziergang.
Dank der Nebensaison ist die ganze Region wie ausgestorben; die meisten der
teuren Beach Resorts sind derzeit geschlossen, der wunderschöne Strand ist
menschenleer. Welcome to Paradise! Auch zwei Flussmündungen hat es in
unmittelbarer Nähe, die Landschaft erinnert extrem an Jurassic Park. Wenn es
irgendwo auf dieser Welt Dinosaurier gibt, dann definitiv hier. Ich
Idiot versäume es aber während des ganzen Wochenendes, Bilder zu machen und
muss deshalb auf Google zurückgreifen:
Am späten Nachmittag, stösst noch Julian, ein Freund und
Nachbar von Silvia, zu uns. Er wollte das verlängerte Wochenende, der nächste
Montag ist ein Feiertag, eigentlich in Santa Marta verbringen, hat sich aber
kurzfristig zu unseren Gunsten umentschieden.
Nach dem Nachtessen wird mir plötzlich bewusst, dass ich
einer Woche nach Hause gehe. Von diesem Moment an wird sich mein Leben komplett
verändern, und ich tauche wieder in den grauen Alltag ein. Kein Strand mehr,
keine fremden Kulturen und vor allem kann ich nicht mehr einfach weiterziehen,
wenn es mir an einem Ort nicht mehr gefällt oder ich die Nase voll habe. Man
hat wieder gewisse Erwartungen an mich, und ich muss oder soll mich Konventionen fügen.
Diese Erkenntnisse treffen mich unerwartet und sind ein harter Schlag. Dazu
kommt, dass ich Kolumbien (erneut) verlassen muss. Dieses Land hat es mir
wirklich angetan, ich habe für einen kurzen und schmerzlosen Abschied viel zu viel
erlebt. Ich werde von meinen Gefühlen überwältigt und bin damit völlig überfordert.
Für den Rest des Abends und den nächsten Tag, wir fahren am Abend zurück nach
Barranquilla, bin ich nicht gerade als gute Gesellschaft zu bezeichnen. Meine
Laune hat den absoluten Tiefpunkt erreicht. Ich brauche vor allem Zeit für mich
alleine und kann dafür glücklicherweise auf mehr als genug Verständnis zählen.
Am Montag ist es schliesslich so weit. Es ist Zeit zu
gehen, und ich kann nichts daran ändern. Das Zusammenpacken meiner Sachen
versuche ich so lange hinauszuzögern wie irgendwie möglich. Doch alles hilft
nichts, irgendwann muss ich das Taxi an den Flughafen nehmen. Am Flughafen
angekommen sehe ich einen Adidas Shop, der Fussball-Trikots der kolumbianischen
Nationalmannschaft verkauft. Aus lauter Frust kaufe ich mir eines ohne lange zu
überlegen. Männliches Frustshoppen quasi. Ich besteige das
Flugzeug nach Bogotá. Eine elftstündige Reise steht mir bevor, ich fliege über
Kolumbiens Hauptstadt und Lima nach La Paz.
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