Irgendwann fliegen wir doch noch nach Miami und landen
mit drei Stunden Verspätung am frühen Abend. Am Flughafen werde ich von John
abgeholt. Mit ihm ging ich in Bogotá in die Schule, er wohnt hier, und somit
kann ich wieder von "Insidererfahrung" profitieren. Sofort fällt auf,
dass hier vor allem Spanisch gesprochen wird. Die Kubaner haben die Stadt vor
Jahrzehnten praktisch eingenommen und ziehen, zumindest im Hintergrund, die
Fäden in allen wichtigen Angelegenheiten. Allgemein ist Miami (Wikipedia Miami) das amerikanische
Tor zu Lateinamerika und so gibt es Viertel wie "Little Havanna" oder
das Kolumbianerviertel. John zeigt mir während einer kurzen Rundfahrt Downtown,
bevor ich im Hotel in Southbeach einchecke.
Miami Beach (Wikipedia Miami Beach), die Stadt der Reichen und Schönen. Hier
mietet man als Mann am Wochenende für 4'000 Schweizer Franken pro Tag einen
Lamborghini oder Ferrari, um der (Frauen)welt zu imponieren. Diese trägt dafür
ausschliesslich Designerkleider und empfindet alles andere als nicht dem Status
entsprechend. Ist man weder reich noch schön, hat man in Southbeach nichts
verloren. Miamis Frauen sind dafür bekannt, einen Mann innert den ersten fünf
Minuten eines Gesprächs nach der Marke seines Autos zu fragen. Die Gesellschaft
hier definiert sich ausschliesslich durch zwei Faktoren: Reichtum und Status.
Was sich diametral von der Schweizer Mentalität unterscheidet, lässt sich auch
mit Südamerika nur begrenzt vereinbaren. Ich werde gefragt, wieso ich als
Schweizer denn keine Rolex trage, wenn ich es mir als reicher Mensch (jaja, der
war gut) doch leisten könne. Ich entgegne, dass ich, nur weil ich kann, meinen
Reichtum ja nicht zeigen müsse. Dies stösst jedoch hier wiederum auf totales
Unverständnis. Mit unserer anerzogenen Bescheidenheit geht man in dieser
glamourösen Welt schlichtweg unter. So interessant und faszinierend Miami
Southbeachs High-Society ist, so abstossend ist sie irgendwie auch. Dieser Ort
ist der Inbegriff des pervertierten Kapitalismus, welchen wir in der westlichen
Welt pflegen. Andererseits ist es aber auch beruhigend zu sehen, dass wir in
Europa (noch) nicht völlig den Boden unter den Füssen verloren haben und trotz
allem Reichtum noch eine gewisse Bodenständigkeit aufweisen. In Miami sucht man
diese völlig vergebens. Interessant ist, dass man als Schweizer von Beginn an
über einen sehr hohen Status verfügt. Sollte ich also dennoch einmal hier
Leben, der Grundstein wäre gelegt ;-)
In meinen zwei Tagen Aufenthalt mache ich eine Bustour
durch Southbeach und Downtown. Eigentlich würde ich mir gerne noch den riesigen
Zoo ansehen, doch dieser ist ohne eigenes Auto praktisch nicht zu erreichen.
Allgemein darf der öffentliche Verkehr hier mit gutem Gewissen als wirklich
schlecht ausgebaut, respektive inexistent bezeichnet werden. Es gibt zwar
vereinzelte Busse, ein durchgehendes Netz sucht man aber vergebens und so ist
man ohne eigene vier Räder aufgeschmissen. Wie man mir erzählt, sind dafür vor
allem die kubanischen und jüdischen Autohändler-Dynastien verantwortlich,
welche sich durch ihre Lobby seit Jahrzehnten aktiv gegen den Ausbau des
öffentlichen Verkehrs einsetzen. Die Umwelt bedankt sich dafür herzlich...
Hier noch einige Bilder:
| Typische Strasse in Miami Beach |
| Der einzige Burger King auf der Welt, der Alkohol ausschenkt |
| Eine der zahlreichen, mit Villen besetzten Inseln zwischen Downtown und Miami Beach |
| Das erste Hochhaus Miamis |
Am allerletzten Abend meiner Reise treffe ich mich nochmals
mit John, und er zeigt mir Ausgehviertels ausserhalb von Southbeach. Diese sind
zwar etwas mehr down-to-earth, aber trotz allem vermisse ich irgendwie unsere
Bescheidenheit.
Nach einer relativ kurzen Nacht fahre ich nach dem
Mittagessen ein allerletztes Mal an den Flughafen. Ich habe durchaus gemischte
Gefühle. Einerseits freue ich mich aufs Heimkommen, auf das Wiedersehen mit
Familie und Freunden. Auf der anderen Seite habe ich die Krise zwar grösstenteils überwunden,
bin aber vom Reisefieber bei Weitem nicht geheilt und möchte meinen Lebensstil
nicht gegen denjenigen tauschen, der vom öden Alltag geprägt ist. Dennoch
entschwinde ich Amerika am späten Nachmittag und nehme die rund 9'000 Kilometer
in die (wenigstens sommerliche) Schweiz unter die Flügel.
PS: Sobald ich Zeit und die Reise verdaut habe, werde ich den Blog mit einem letzten, reflexiven Artikel über die Reise schliessen.
PS: Sobald ich Zeit und die Reise verdaut habe, werde ich den Blog mit einem letzten, reflexiven Artikel über die Reise schliessen.
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