Dienstag, 18. Juni 2013

14.-17. Juni 2013 - Miami



Irgendwann fliegen wir doch noch nach Miami und landen mit drei Stunden Verspätung am frühen Abend. Am Flughafen werde ich von John abgeholt. Mit ihm ging ich in Bogotá in die Schule, er wohnt hier, und somit kann ich wieder von "Insidererfahrung" profitieren. Sofort fällt auf, dass hier vor allem Spanisch gesprochen wird. Die Kubaner haben die Stadt vor Jahrzehnten praktisch eingenommen und ziehen, zumindest im Hintergrund, die Fäden in allen wichtigen Angelegenheiten. Allgemein ist Miami (Wikipedia Miami) das amerikanische Tor zu Lateinamerika und so gibt es Viertel wie "Little Havanna" oder das Kolumbianerviertel. John zeigt mir während einer kurzen Rundfahrt Downtown, bevor ich im Hotel in Southbeach einchecke.

Miami Beach (Wikipedia Miami Beach), die Stadt der Reichen und Schönen. Hier mietet man als Mann am Wochenende für 4'000 Schweizer Franken pro Tag einen Lamborghini oder Ferrari, um der (Frauen)welt zu imponieren. Diese trägt dafür ausschliesslich Designerkleider und empfindet alles andere als nicht dem Status entsprechend. Ist man weder reich noch schön, hat man in Southbeach nichts verloren. Miamis Frauen sind dafür bekannt, einen Mann innert den ersten fünf Minuten eines Gesprächs nach der Marke seines Autos zu fragen. Die Gesellschaft hier definiert sich ausschliesslich durch zwei Faktoren: Reichtum und Status. Was sich diametral von der Schweizer Mentalität unterscheidet, lässt sich auch mit Südamerika nur begrenzt vereinbaren. Ich werde gefragt, wieso ich als Schweizer denn keine Rolex trage, wenn ich es mir als reicher Mensch (jaja, der war gut) doch leisten könne. Ich entgegne, dass ich, nur weil ich kann, meinen Reichtum ja nicht zeigen müsse. Dies stösst jedoch hier wiederum auf totales Unverständnis. Mit unserer anerzogenen Bescheidenheit geht man in dieser glamourösen Welt schlichtweg unter. So interessant und faszinierend Miami Southbeachs High-Society ist, so abstossend ist sie irgendwie auch. Dieser Ort ist der Inbegriff des pervertierten Kapitalismus, welchen wir in der westlichen Welt pflegen. Andererseits ist es aber auch beruhigend zu sehen, dass wir in Europa (noch) nicht völlig den Boden unter den Füssen verloren haben und trotz allem Reichtum noch eine gewisse Bodenständigkeit aufweisen. In Miami sucht man diese völlig vergebens. Interessant ist, dass man als Schweizer von Beginn an über einen sehr hohen Status verfügt. Sollte ich also dennoch einmal hier Leben, der Grundstein wäre gelegt ;-)

In meinen zwei Tagen Aufenthalt mache ich eine Bustour durch Southbeach und Downtown. Eigentlich würde ich mir gerne noch den riesigen Zoo ansehen, doch dieser ist ohne eigenes Auto praktisch nicht zu erreichen. Allgemein darf der öffentliche Verkehr hier mit gutem Gewissen als wirklich schlecht ausgebaut, respektive inexistent bezeichnet werden. Es gibt zwar vereinzelte Busse, ein durchgehendes Netz sucht man aber vergebens und so ist man ohne eigene vier Räder aufgeschmissen. Wie man mir erzählt, sind dafür vor allem die kubanischen und jüdischen Autohändler-Dynastien verantwortlich, welche sich durch ihre Lobby seit Jahrzehnten aktiv gegen den Ausbau des öffentlichen Verkehrs einsetzen. Die Umwelt bedankt sich dafür herzlich...

Hier noch einige Bilder:

Typische Strasse in Miami Beach

Der einzige Burger King auf der Welt, der Alkohol ausschenkt

Eine der zahlreichen, mit Villen besetzten Inseln zwischen Downtown und Miami Beach

Das erste Hochhaus Miamis





Am allerletzten Abend meiner Reise treffe ich mich nochmals mit John, und er zeigt mir Ausgehviertels ausserhalb von Southbeach. Diese sind zwar etwas mehr down-to-earth, aber trotz allem vermisse ich irgendwie unsere Bescheidenheit.

Nach einer relativ kurzen Nacht fahre ich nach dem Mittagessen ein allerletztes Mal an den Flughafen. Ich habe durchaus gemischte Gefühle. Einerseits freue ich mich aufs Heimkommen, auf das Wiedersehen mit Familie und Freunden. Auf der anderen Seite habe ich die Krise zwar grösstenteils überwunden, bin aber vom Reisefieber bei Weitem nicht geheilt und möchte meinen Lebensstil nicht gegen denjenigen tauschen, der vom öden Alltag geprägt ist. Dennoch entschwinde ich Amerika am späten Nachmittag und nehme die rund 9'000 Kilometer in die (wenigstens sommerliche) Schweiz unter die Flügel.

PS: Sobald ich Zeit und die Reise verdaut habe, werde ich den Blog mit einem letzten, reflexiven Artikel über die Reise schliessen. 

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