Sonntag, 16. Juni 2013

11.-13. Juni 2013 - La Paz



Um halb drei Uhr morgens landen wir endlich in La Paz. Während des ersten Fluges nach Bogotá hat es meine Sitznachbarin tatsächlich fertig gebracht, eine ganze Ladung Puderzucker über meine Beine zu streuen. In La Paz ist es mit einem Grad Celsius arschkalt empfindlich kühl, das Anziehen kurzer Hosen war nicht sehr weise. Nach den gefühlt ewig andauernden Einreiseformalitäten nehme ich ein Taxi zum Hostel. Dort habe ich bereits im Voraus mit der Bemerkung reserviert, dass ich in den frühen Morgenstunden ankommen werde. Der Türsteher öffnet mir zwar die Türe, sagt aber, dass ich mich noch ein paar Minuten gedulden müsse. Der Receptionist müsse zuerst noch aufstehen. Aha. Nach einer geschlagenen Viertelstunde erweist mir besagter Herr dann die Ehre. Was er mir aber eröffnet, ist alles andere als toll; ich hätte bei der Reservation einen Fehler begangen. Da ich um diese Uhrzeit ein Bett haben wolle und der offizielle Check-In aber erst ab zwei Uhr nachmittags möglich sei, hätte ich bereits für den Vortag reservieren müssen. Meine Argumentation, dass ich ja extra gesagt habe, um welche Zeit ich ankomme, lässt er nicht gelten. Er könne mir jetzt nicht weiterhelfen, das Hostel sei für die Nacht voll. Was er aber dann sagt, lässt mich fast die Wände hochgehen: Es gäbe in unmittelbarer Nähe genug andere Hostels, ich solle mich doch dort für diese Nacht umsehen. Ich kann mich gerade noch beherrschen, nicht über den Tisch zu hechten und ihn zu erwürgen. Das Hostel begeht offensichtlich einen Fehler und ich soll das um mittlerweile vier Uhr morgens ausbaden. Aller Ärger bringt aber nichts, ich finde zum Glück ein anderes Bett. In diesem Moment nehme ich mir vor, morgen meine Reservation zu stornieren und mich beim Manager zu beschweren. Nach ein paar Stunden Schlaf realisiere ich aber, dass das schlussendlich alles nichts bringt. Nur wegen meiner Beschwerde wird sich die Arbeitsweise und -kultur nicht verändern, und so lasse ich es sein.

In den nächsten zwei Tagen mache ich vor allem eines: nichts. Die Luft ist draussen, und ich habe mich innerlich von Südamerika verabschiedet. Auch wenn Bolivien noch zum selben Kontinenten gehört, es ist nicht Kolumbien und von dort wollte ich nicht weg. Und daran werde ich auch noch permanent erinnert, denn ich treffe hier den wohl einzigen Kolumbianer in Bolivien. Das Hostel verlasse ich ein einziges Mal, um an meinem letzten Abend in Südamerika noch einmal ein spottbilliges Steak zu essen.

Eine lustige Anekdote möchte ich hier aber dennoch zum besten geben:
Ich mache Bekanntschaft mit einem Kanadier in meinem Alter. Dieser erzählt mir, dass er bereits vor ein paar Tagen einen anderen Schweizer kennenlernte und jener einen ganz komischen Namen hatte. "Biit". Ich frage, ob er etwa "Beat" meine, denn dieser würde Englisch ausgesprochen ja auch so klingen. Er bestätigt dies und fragt mich, ob ich ihn denn kenne, wenn er doch auch aus der Schweiz komme. Ich kann mir das Lachen nicht verkneifen und erkläre ihm, dass wir trotz allem fast 8 Millionen sind und ich somit leider nicht alle Eidgenossen kenne. Wirklich begreifen tut er das nicht. Dies zeigt eindrücklich, was für Vorstellungen (viele) Nordamerikaner von uns haben. Übrigens, Spanien ist laut der Meinung vieler eine Provinz in Mexiko...

So vergehen meine zwei Tage Aufenthalt hier glücklicherweise eher schnell. Mein Flug nach Miami verlässt La Paz planmässig um halb sieben Uhr morgens, weshalb ich nach meinem letzten Abend hier bereits um halb vier Uhr aufstehen muss. Andere kommen um diese Zeit aus dem Ausgang zurück. Am Flughafen wird mir eröffnet, dass mein Flug leider drei Stunden Verspätung habe und mit einem Abflug vor neun Uhr nicht zu rechnen ist. Da hat sich das frühe Aufstehen doch gelohnt!

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