Um halb drei Uhr morgens landen wir endlich in La Paz. Während
des ersten Fluges nach Bogotá hat es meine Sitznachbarin tatsächlich fertig
gebracht, eine ganze Ladung Puderzucker über meine Beine zu streuen. In La Paz
ist es mit einem Grad Celsius arschkalt empfindlich kühl, das Anziehen kurzer
Hosen war nicht sehr weise. Nach den gefühlt ewig andauernden
Einreiseformalitäten nehme ich ein Taxi zum Hostel. Dort habe ich bereits im
Voraus mit der Bemerkung reserviert, dass ich in den frühen Morgenstunden
ankommen werde. Der Türsteher öffnet mir zwar die Türe, sagt aber, dass ich
mich noch ein paar Minuten gedulden müsse. Der Receptionist müsse zuerst noch
aufstehen. Aha. Nach einer geschlagenen Viertelstunde erweist mir besagter Herr
dann die Ehre. Was er mir aber eröffnet, ist alles andere als toll; ich hätte
bei der Reservation einen Fehler begangen. Da ich um diese Uhrzeit ein Bett
haben wolle und der offizielle Check-In aber erst ab zwei Uhr nachmittags
möglich sei, hätte ich bereits für den Vortag reservieren müssen. Meine
Argumentation, dass ich ja extra gesagt habe, um welche Zeit ich ankomme, lässt
er nicht gelten. Er könne mir jetzt nicht weiterhelfen, das Hostel sei für die
Nacht voll. Was er aber dann sagt, lässt mich fast die Wände hochgehen: Es gäbe
in unmittelbarer Nähe genug andere Hostels, ich solle mich doch dort für diese
Nacht umsehen. Ich kann mich gerade noch beherrschen, nicht über den Tisch zu
hechten und ihn zu erwürgen. Das Hostel begeht offensichtlich einen Fehler und
ich soll das um mittlerweile vier Uhr morgens ausbaden. Aller Ärger bringt aber
nichts, ich finde zum Glück ein anderes Bett. In diesem Moment nehme ich mir vor, morgen
meine Reservation zu stornieren und mich beim Manager zu beschweren. Nach ein
paar Stunden Schlaf realisiere ich aber, dass das schlussendlich alles nichts
bringt. Nur wegen meiner Beschwerde wird sich die Arbeitsweise und -kultur
nicht verändern, und so lasse ich es sein.
In den nächsten zwei Tagen mache ich vor allem eines:
nichts. Die Luft ist draussen, und ich habe mich innerlich von Südamerika
verabschiedet. Auch wenn Bolivien noch zum selben Kontinenten gehört, es ist
nicht Kolumbien und von dort wollte ich nicht weg. Und daran werde ich auch
noch permanent erinnert, denn ich treffe hier den wohl einzigen Kolumbianer in
Bolivien. Das Hostel verlasse ich ein einziges Mal, um an meinem letzten Abend
in Südamerika noch einmal ein spottbilliges Steak zu essen.
Eine lustige Anekdote möchte ich hier aber dennoch zum
besten geben:
Ich mache Bekanntschaft mit einem Kanadier in meinem
Alter. Dieser erzählt mir, dass er bereits vor ein paar Tagen einen anderen
Schweizer kennenlernte und jener einen ganz komischen Namen hatte.
"Biit". Ich frage, ob er etwa "Beat" meine, denn dieser
würde Englisch ausgesprochen ja auch so klingen. Er bestätigt dies und fragt
mich, ob ich ihn denn kenne, wenn er doch auch aus der Schweiz komme. Ich kann
mir das Lachen nicht verkneifen und erkläre ihm, dass wir trotz allem fast 8 Millionen
sind und ich somit leider nicht alle Eidgenossen kenne. Wirklich begreifen tut
er das nicht. Dies zeigt eindrücklich, was für Vorstellungen (viele)
Nordamerikaner von uns haben. Übrigens, Spanien ist laut der Meinung vieler eine
Provinz in Mexiko...
So vergehen meine zwei Tage Aufenthalt hier
glücklicherweise eher schnell. Mein Flug nach Miami verlässt La Paz planmässig
um halb sieben Uhr morgens, weshalb ich nach meinem letzten Abend hier bereits
um halb vier Uhr aufstehen muss. Andere kommen um diese Zeit aus dem Ausgang
zurück. Am Flughafen wird mir eröffnet, dass mein Flug leider drei Stunden
Verspätung habe und mit einem Abflug vor neun Uhr nicht zu rechnen ist. Da hat
sich das frühe Aufstehen doch gelohnt!
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