In den nächsten drei Tagen befindet sich Duitama im Ausnahmezustand. La Feria, das alljährliche Volksfest findet statt und stellt die ganze Stadt auf den Kopf. Zu vergleichen ist es etwa mit dem Münchner Oktoberfest. Nach dem Ausschlafen und Mittagessen wird mir zuerst eine kolumbianische Shopping Mall gezeigt. Sieht fast gleich aus wie in der Schweiz:
Kolumbianische Shopping Mall
Wir steigen wieder ins Auto und plötzlich werde ich mitten in der Stadt mit Jorges Onkel und dessen Frau konfrontiert,
welcher anscheinend der Familienkomiker darstellt. Alles einsteigen! Innerhalb weniger
Minuten finde ich mich in seiner Wohnung wieder und darf die bereits
gekaufte Kleidung des zukünftigen Nachwuchses bewundern, welche mir
stolz von seiner Frau präsentiert wird. Das erste Kind in der Familie
seit 20 Jahren, Big Deal! Auch wenn beide kein Englisch sprechen, stellt
dies offenbar kein Hinderungsgrund für ein paar Runden Aguardiente dar.
Leicht angetrunken ziehen wir weiter, es geht in die Wohnung seines Cousins, welche zurzeit auch noch einen Cousin aus Bogotá beherbergt. Für einmal gibt es keinen Aguardiente, sondern wir gehen direkt in ein Lokal an der Hauptstrasse. Man will mir die verschiedenen Biersorten Kolumbiens zeigen. Irgendwann geht es nach einem kleinen Nachtessen ins Zentrum der Stadt, dort findet die richtige Party statt. Tausende tummeln sich auf dem grossen Platz, auf einer grossen Bühne wird Livemusik gespielt. Aguardiente wird für ein paar Franken im Tetrapack verkauft. Kurz gesagt: Ein Riesenfest, Trinken, alte Freunde treffen und neue finden! Ich werde diversen Kollegen/innen mit dem Nebensatz "El es suizo" vorgestellt. Leider können wiederum die Wenigsten Englisch, wobei die Quote unter den Jugendlichen im Vergleich zu den Ü30 höher ist. Erst in den frühen Morgenstunden gehen wir nach Hause.
Am nächsten Tag will mir Jorge die nähere Umgebung zeigen.
Eine typische Strasse in Duitama
Innenstadt von Duitama
Am nördlichen Stadtrand
Wir fahren weiter in Richtung Tunja, dem Hauptort des Departemento de Boyacá.Unterwegs halten wir am Lago Sochagota, welcher mit seinen Schilfufern und der malerischen Umgebung als Naherholungsgebiet dient.
Pedalo Station
Nach einer kurzen Pause machen wir uns auf, um die nahegelegene Hügelkette zu überqueren.
Aussicht von der "Passhöhe"
Verblüffende Ähnlichkeit zur Schweiz!
Als Nächstes besuchen wir das Monumento a los Lanceros, welches zu Ehren der gefallenen Krieger gebaut wurde, welche im Kampf um die Unabhängigkeit Kolumbiens gegen die Spanier gefallen sind. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann das hier tun: Wikipedia Monumento de los Lanceros
Monumento de los Lanceros
Ja, wir waren wirklich da ;-)
Blick von der Aussichtsplattform
Nun ist es an der Zeit, wieder nach Hause zu gehen. Der Abend findet im gleichen Rahmen statt wie der vorherige, mit der Ausnahme, dass man sich zuerst inklusive Eltern, Onkel etc beim Stierkampfstadion trifft. Dort gibt es eine Art Festzelt mit Musik, welches während des ganzen Jahres betrieben wird. Aguardiente und Bier fliessen wieder in rauen Mengen. Anschliessend wird spontan ein Kleinbus, dessen Fahrer eigentlich nur seine Frau vom Fest abholen wollte, zu einem Partybus umfunktioniert, der die ganze Familie und noch andere Personen in die Stadtmitte fährt. Sogar für Jorge ist dies nicht ganz normal ;-) Unvergesslich ist es aber trotzdem.
Am nächsten Tag treffe ich nebst den Grosseltern noch weitere Familienangehörige und die etwa zwanzigköpfige Gruppe besucht am späten Nachmittag eine Openair-Ausstellung, welche die verschiedenen Baustile von ganz Boyacá anhand von echten Häuserblöcken in einem Dorf vereint. Abends zieht es die ganze Familie wieder in die Stadtmitte, um den letzten Abend des Festivals voll auszukosten.
Tags darauf ist die ganze Meute nochmals zum Mittagessen bei einem von Jorges Onkeln eingeladen, es gibt eine Riesenportion Rindfleisch mit Suppe. Als ich mich glücklich schätze, dass ich das ganze Ding bezwungen habe, wird eine ebenso grosse Portion Fisch serviert. Irgendwann muss ich mich geschlagen geben... Später am Nachmittag packen wir unsere Sachen und fahren um viele Erinnerungen und Eindrücke reicher zurück nach Bogotá. Mich fasziniert nach wie vor, wie schnell ich von der ganzen Familie ins Herz geschlossen wurde, obwohl ich mich mit den Wenigsten unterhalten konnte. Gleichzeitig bin ich dankbar für diese einmalige Gelegenheit, denn ein "normaler" Tourist wird so etwas wohl nie erleben. Spannende Tage enden!
Abschliessen möchte ich diesen Post mit einem Lied, welches mich während all den Tagen begleitet hat und derzeit in ganz Kolumbien rauf- und runtergespielt wird.
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