Um circa 10 Uhr stehe ich mehr oder weniger erholt auf. Nach dem Konsultieren meiner Reiseführer und des Internets weiss ich nun ein wenig mehr über die Geografie der Stadt. Schliesslich basierten meine Ortskenntnisse bisher nur auf Google Maps, welche mir einen groben Überblick verschafften. Ich mache mich also mit meiner Bankkarte und einem Notgroschen von 50 US Dollar bewaffnet auf den Weg, um zuerst kolumbianisches Bargeld abzuheben und dann ein Taxi in die Innenstadt zu nehmen. Ich schaffe es, ohne Überfallen zu werden, zu einem Bankomaten. Dieser findet meine Idee, Geld abzuheben aber offenbar nicht so gut und sträubt sich daher. Dem Sicherheitsangestellten, welcher die zwei Bankomaten der Filliale bewacht, konnte ich mit Händen und Füssen klarmachen, dass ich ein Problem mit besagter Maschine habe. Nach einem zweiten Versuch, diesmal mit seiner Hilfe, geht immer noch nichts. Der Mann bringt mich ins Innere der kleinen Bankfilliale und verweist mich an die Angestellten. Doch auch diese sprechen, oh Wunder, kein Englisch. Nach einem mehrminütigen Versuch, welcher von einigen Lachanfällen beider Seiten mehrmals unterbrochen wurde, den Leuten klarzumachen, was mein Problem ist, werde ich schliesslich von einer Angestellten zu einer anderen Bank (!) begleitet. Die Dame überreicht mich an ihre Konkurrenz und verabschiedet sich von mir. Ich bin immer noch überrascht ob dieser Tat. Doch auch die Bankomaten dieser Bank wollen mein Vorhaben, Geld für ein Mittagessen zu bekommen, nicht unterstützen (es ist mittlerweile Mittag und ich habe mir bereits einen leichten Sonnenbrand geholt). Nachdem ich auch dort niemanden finde, der wirklich Englisch spricht, werde ich zur dritten Bank begleitet. Auch dort gibt es kein Geld. Nun ist mir klar, dass es nicht an den Bankomaten sondern nur an meiner Bankkarte liegen kann. "Glücklicherweise" hat meine Bank jedoch auch am 2. Januar noch nicht das Bedürfnis, die Hotline zu betreiben und so muss ich auf eine Alternative zurückgreifen und meine Kreditkarte verwenden. Das heisst, ich muss zu Fuss zurück in die Wohnung, ich habe ja kein Geld für ein Taxi, und dort meine Bankkarte gegen die Kreditkarte austauschen. Nur, wo war meine Wohnung nun genau? Ich laufe also in der brütenden Mittagshitze auf 2600 m ü. M. quer durch das ganze Quertier und versuche das Gebäude zu finden, welches offenbar wie alle anderen aussieht. Um das Ganze noch zu überbieten, werde ich auf halber Strecke auch noch von einem Stier verfolgt (Was zum Teufel macht ein Stier in Bogotá?!). Dieser wurde unterwegs aber zum Glück vom Besitzer wieder eingefangen (Vielen Dank!) und so kam ich irgendwann an mein Ziel.
In der Wohnung angekommen nehme ich meine Kreditkarte und gehe nochmals zum ersten Bankomaten. Und siehe da, es funktioniert! Mit einem dickeren Portemonaie suche ich ein Taxi. Logischerweise spricht aber auch dessen Fahrer kein Englisch, aber ich schaffes es irgendwie an den Plaza de Bolívar. Dieser liegt im Herzen des historischen Bogotá und ist unter anderem vom Kongresshaus sowie vom
Palacio de Justicia umgeben. Auffallend sind die vielen Tauben, welche mit Maiskörnern gefüttert werden können. So erinnert das Ganze sehr an Mailand. Wer mehr über diesen wichtigen Ort in Bogotá erfahren möchte, kann dies unter folgendem Link tun:
Wikipedia Plaza de Bolívar
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| Plaza de Bolívar |
Anschliessend mache ich mich auf die Suche nach Essen und finde ein Restaurant, welches offenbar von der lokalen Bevölkerung rege besucht wird. Ein gutes Zeichen. Ich interpretiere die spanische Speisekarte und bestelle per Zeigefinger. Offenbar habe ich richtig gepokert, und erhalte tatsächlich das erhoffte Stück Fleisch. Zusammen mit zwei Runden an Getränken kostet mich das Mittagessen umgerechnet 5 Franken. Gestärkt verlasse ich das Lokal und flaniere noch ein bisschen in den unmittelbaren Strassen. Ich fühle mich absolut sicher. Bis jetzt hat noch niemand versucht mich zu bestehlen, ich werde lediglich regelmässig neugierig angestarrt. Obwohl ich nicht wie der klassisch hellhäutige Europäer aussehe, realisiert man doch, dass ich eigentlich nicht nach Kolumbien gehöre. Müde mache ich mich nach einer Stunde auf den Weg zurück nach Hause, welches ich auf Anhieb finde.
Nach ein paar Stunden Ruhezeit, mittlerweile ist es bereits dunkel, suche ich mir wieder ein Taxi und mache mich auf den Weg in die Zona T. Diese befindet sich in der berühmten Zona Rosa (
Wikipedia Zona Rosa), welche die meisten gehobenen Restaurants, Bars, und Clubs enthält, sowie Geschäfte wie beispielsweise Hugo Boss oder Bulgari beherbergt. Sofort fällt mir auf, dass dies ein anderes Bogotá ist, als jenes, das ich bisher gesehen habe. Die Zona Rosa könnte genau so gut in Barcelona oder einer anderen südländischen Stadt stehen. Luxus und Kapital sind hier offenbar angesagt. Ich suche mir eines der unzähligen Restaurants aus und erhalte tatsächlich eine englische Speisekarte. Spätestens jetzt sind sämtliche Zweifel beseitigt, welche Gesellschaftsschicht sich in dieser Gegend aufhält. Auch falle ich hier nicht so sehr auf. Nach einem sehr guten Essen mache ich mich, immer noch von den sechs Stunden Zeitverschiebung gebeutelt, auf den Weg nach Hause, wo ich sehr schnell einschlafe.
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