*Klopf, klopf, klopf* Ich erwache unsanft.
"Marco, are you ready?"
"Ready, what for?!"
"For Camping! Jorge will be here in 20 minutes!"
Huh, habe ich was verpasst? Ich weiss zwar, dass wir dieses Wochenende in einen Nationalpark gehen und dort Campen wollen, jedoch nichts Konkretes. Ich renne praktisch unter die Dusche und entgegne Nicolás (meinem Mitbewohner) offenbar noch "This is like the army all over again!". Innerhalb von 15 Minuten bin ich tatsächlich bereit, inklusive Packen (ja, es war sozusagen ein Granat- oder Prontoalarm, einzig das Gesicht habe ich mir nicht grün und braun angemalt). Also nochmals alles überprüfen: Taschenlampe, Sackmesser, Kleider, Schnur etc. Alles vorhanden! Bis Jorge auftaucht dauert es aber dann trotzdem noch über eine Stunde (war ja klar...). Bevor wir unsere Wohnung verlassen, mache ich Nicolás darauf aufmerksam, dass ich keinen Schlafsack habe. Kein Problem, meint er, ich könne eine seiner Decken benutzen. Auf meine Frage, ob es in diesem Nationalpark Mosquitos gebe, ernte ich nur einen Lacher. Es sei dort doch viel zu kühl! Gegen 11 Uhr fahren wir also in den Parque Natural Chicaque (Parque Natural Chicaque - Official Website), welcher etwa 90 Minuten südlich von Bogotá liegt. Dieser bietet neben Wandermöglichkeiten offensichtlich auch zwei Campingplätze, ein Restaurant und diverse Freizeitaktivitäten, wie beispielsweise einen Seilpark. Was ein Campingwochenende in Kolumbien von jenem in der Schweiz unterscheidet, ist die Verbundenheit mit der Natur. Geht man in der Schweiz meist an einen See, so besucht man in Kolumbien wie im Chicaque einen so genannten Cloud Forrest. Als wir dann endlich ankommen, erfahren wir, dass zum Campingplatz zuerst ein Marsch von einer guten Stunde absolviert werden muss. Für mich kein Problem! Für Jorge's Freundin, welche mit Ballerinas unterwegs ist hingegen eher, denn wir müssen den ganzen Wald auf einem Kopfsteinpfad durchqueren. Jorge will nebst seinem Zelt zwei aufblasbare Luftmatrazen mitnehmen, sowie aufklappbare Stühle. Irgendwie war ich mir das in den letzten zwei Jahren anders gewohnt, da hatten der Chemieschutz-Anzug und andere Dinge Priorität ;-) An die wirklich wichtigen Dinge wie Taschenlampe, Sackmesser und Schnur hat ausser mir aber niemand gedacht. Wir können ihn aber schlussendlich davon überzeugen, dass wir die Stühle vielleicht eher nicht mitnehmen sollten. Wir machen uns also auf den Weg, um diesen Campingplatz zu finden. Wir verteilen das ganze Gepäck auf uns alle, denn Jorge hat es vorgezogen, seine sieben Sachen in zwei Abfallsäcke zu packen (das Campen war übrigens seine Idee...). Nach 45 Minuten Marsch machen wir einen kurzen Bierstopp und trudeln kurz darauf auf dem Zeltplatz ein.
| Campingplatz Parque National Chicaque |
Der Platz liegt abgesehen vom nahegelegenen Restaurant mit sanitären Anlagen wirklich mitten in der Natur und beheimatet gleichzeitig die Pferde, welche als Transporttiere dienen. Wir schlagen unsere Zelte mit mehr oder weniger Mühe auf und richten uns ein. Da wir Bogotá verhältnissmässig sehr später verlassen haben, dunkelt es auch bald schon ein und es wird Zeit fürs Abendessen, welches im Restaurant eingenommen wird. Am späteren Abend folgt ein Lagerfeuer an zentraler Lage, welches die meisten Besucher anzieht. Zwei Musiker spielen mit Gitarren bekannte (kolumbianische) Musik, zusammen wird gesungen. Lagerfeuerstimmung pur! Relativ früh wird geschlafen, so dass man wenigstens den Sonntag noch voll ausnutzen kann. In der Nacht wird es sehr kalt und ich erfriere fast unter meinen zwei dünnen Decken. Alle anderen schlafen vorzüglich auf ihren Luftmatrazen und in ihren Schlafsäcken. Wieso habe ich mich auch auf die Kolumbianer verlassen ;-) Zum Thema Mosquitos sage ich nur so viel: Die zahlreichen Stiche am ganzen Körper werden auch eine Woche später noch sichtbar sein...
Am nächsten Morgen wollen wir den nahegelegenen Wasserfall besuchen, welcher circa 45 Minuten Fussmarsch entfernt ist.
| Blick in Richtung des Tales |
| Technische Spielerei ;-) |
Wir durchqueren wieder ein Stück Wald, gefolgt von kleineren Bächen.
| Natur pur! |
| Mini-Wasserfall |
Der Wasserfall selbst war jedoch eher enttäuschend. Nichtsdestotrotz hatte ich die völlig idiotische Idee, meinen Kopf darunter zu halten. Selbstverständlich wurde auch die ganze Kleidung in Mitleidenschaft gezogen, welche bei beinahe 100% Luftfeuchtigkeit natürlich extrem schnell trocknet...
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| Ja, ich war wirklich so blöd! |
Nach einer kurzen Verschnaufpause gehen wir zurücks ins Zeltlager und nehmen das Mittagessen ein. Nach dem "Auschecken" bestellen wir ein Pferd, welches die Ausrüstung zum Parkplatz transportiert, denn der Rückweg geht ausschliesslich bergauf. Nach dem Abbrechen der Zelte und dem Beladen des Pferds machen wir uns auf den (ziemlich anstrengenden) Rückweg. Oben angekommen werden wir für die Anstrengenungen mit dieser atemberaubenden Aussicht belohnt!
| Aussicht auf den Nationalpark |
| Technische Spielerei, die Zweite |
Müde aber glücklich fahren wir zurück nach Bogotá. Ein weiteres gelungenes Wochenende neigt sich dem Ende zu!

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