Jetzt ist es also so weit. Der D-Day wurde erfolgreich erreicht. Ich treffe in meinem Zimmer in Zürich die letzten Vorbereitungen, diese Wohnung werde ich erst in fünfeinhalb Monaten wieder sehen. Bis dahin geht es quer durch die nördliche Hälfte von Südamerika. Namentlich werde ich in Bogotá (Kolumbien) starten und dort nachher einer Woche Akklimatisierung zuerst einen fünfwöchigen Sprachkurs absolvieren. Anschliessend wird während circa sieben Wochen der Rest des Landes erkundet, welches vor allem in Amerika und Europa einen so schlechten Ruf geniesst. Nach Kolumbien folgen Ecuador und Peru, wo planmässig hauptsächlich Lima, das Amazonasgebiet und natürlich Machu Picchu auf dem Programm stehen. Alles andere ist aber noch ungewiss, eine halbjährige Reise soll man ja auch nicht bis ins Detail planen. Die restliche Zeit werde ich in Bolivien verbringen und schlussendlich Mitte Juni von La Paz nach Miami fliegen, wo ich mich noch während drei Tagen von den Reisestrapazen erholen werde, bevor es zurück in die, bis dann hoffentlich auch sommerliche, Schweiz geht.
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| Südamerika |
Ein beträchtlicher Teil meiner Bekannten und Verwandten, welchen ich diese Reisepläne offenbarte, runzelten zumindest die Stirn. "Das ist aber mutig", war von den Abenteuerlustigsten zu hören. "Spinnst du eigentlich?!", war die Aussage am anderen Ende des Bandes. Schreckensbilder wurden mir ausgemalt, ich werde höchstwahrscheinlich entführt, verschleppt oder zumindest unter Drogen gesetzt und dann ausgeraubt. Naja, wir werden es ja sehen. Von solchen Aussagen lasse ich mich auf jeden Fall nicht abschrecken, kenne ich doch einige Leute in Kolumbien und Peru. Ihre Reaktion war eine überschwängliche Freude, jemandem das Land zeigen zu dürfen. Denn zumindest Kolumbien ist eher berüchtigt als berühmt und touristisch noch nicht wirklich erschlossen, was auf sehr authentische Erlebnisse hoffen lässt. Sicher müsse ich mich vorsichtig verhalten, meinten sie, doch es sei wie überall auf der Welt. Ich habe aber keine Zweifel, dass man mit einer gewissen Vorsicht, wie beispielsweise nicht mit einer gut sichtbaren, teuren Uhr durch ärmere Gegenden zu spazieren, schon mal gut fährt. Ausserdem muss man sich auf die Einheimischen verlassen, die werden es ja wohl wissen! Von Venezuela wurde mir beispielsweise abgeraten, was ich sehr ernst nehme.
05.00 Uhr, jetzt geht es definitiv los. Mein Vater fährt mich an den Flughafen, der Check-In verläuft dank Neujahr problemlos und ohne lange Wartezeiten. Ein kurzer und schmerzloser Abschied gefolgt von einem reibungslosen und pünktlichen Flug nach Madrid. Dort erwartet mich ein in die Jahre gekommener Airbus A340-600, welcher ebenfalls pünktlich abfliegt. Kurz gesagt, war es der schlimmste Langstreckenflug, den ich bis jetzt erlebt habe; in knapp 10 Stunden Flugzeit wurden eine nicht ganz lupenreine Version von Cannelloni und zwei staubtrockene Sandwiches serviert. Dazu gab es genau drei kleine Getränke, Mineralwasser war nicht in der Auswahl. Auch das Inflight Entertaining System war praktisch inexistent.
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| Kabine des Airbus A340... |
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| Wir erreichen die Küste Venezuelas. |
Wie auch immer, nach einem sehr schönen Anflug über die diversen Hügelketten landeten wir zumindest pünktlich in Bogotá auf über 2600 Meter über Meer. Nach einer problemlosen Einreise werde ich wie geplant abgeholt und in die Wohnung im Osten der Stadt gefahren, wo ich ein Zimmer miete. Die ersten zwei Tage werde ich alleine in Bogotá sein, bevor ich mit einem kolumbianischen Freund, Jorge Vargas, welchen ich in Manchester kennengelernt habe, für vier Tage in seine Heimatstadt Duitama gehe. Doch zuerst heisst es jetzt Auspacken und noch die unvergessliche Aussicht auf die kolumbianische Hauptstadt geniessen, bevor es nach knapp 22 Stunden Reisezeit ins Bett geht. Bogotá ist schliesslich auch morgen noch da, und ich will mich nicht leichtsinnig einem Risiko aussetzen.
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| Erste Aussicht auf Bogotá |
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....und eine gute Stunde später
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