Erstaunlicherweise erwache ich am Tag nach der Rückkehr aus der Ciudad Perdida ohne irgendwelchen Muskelkater. Nur meine von Blasen übersäten Füsse machen mir noch zu schaffen, doch das bin ich mir ja vom Militärdienst gewöhnt. Ebenfalls nicht ganz optimal ist der Fakt, dass am Vorabend mein Laptop wegen einer lockeren Schraue regelrecht auseinandergefallen ist. Das habe ich zu diesem Zeitpunkt gerade noch gebraucht. Anyway, nach dem Aufstehen (Ich kann sogar duschen! Wie sehr habe ich dieses Gefühl in den letzten vier Tagen vermisst...) und dem Frühstück mache ich mich also an die Operation "Rette den Laptop". Selbstverständlich sind diese Schräubchen unvorstellbar klein, und das einzige vorhandene Werkzeug ist mein Sackmesser. Aber nach zwei Stunden Auseinanderschrauben und dem anschliessend nicht minder verzweifeltem Versuch, alles wieder richtig zusammenzusetzen, sitze ich irgendwann entnervt vor einem funktionierenden Laptop. Juhu! Als nächstes mache ich mich auf den Weg in eine vor der Ciudad Perdida-Tour inspizierten Tauchschule. Die Preise für eine Tauchlizenz in Taganga sind so tief wie nirgendwo sonst, und mit umgerechnet 270 Franken ist man dabei. Da ich dies sowieso schon immer mal machen wollte, gönne ich mir den Spass. Es dauert schliesslich nur 3.5 Tage, und man kann ja nichts verlieren. Der erste Tag besteht "nur" aus einem vierstündigen Video, welches mir sämtliche Grundlagen beibringen soll. Der Stoff an sich wäre ja nicht schwer, doch ist es nicht ganz einfach, sich gewisse Abläufe und Techniken zu verinnerlichen, wenn man die Ausrüstung noch gar nie in den Händen gehabt hat. Da man mir die wichtigen Dinge aber sowieso noch diverse Male erklären wird, nehme ich das gefühlt unendlich lange Video locker und lasse es halt über mich ergehen.
Am nächsten Tag geht es dann aber endlich los, das erste Mal Tauchen! Ich habe um 8 Uhr morgens in der Tauchschule zu erscheinen. Dort befinden sich auch andere Kunden, welche entweder andere Ausbildungen oder einfach nur einen Fun Dive machen möchten. Nach der Anprobe des Wet Suits (Neopren Anzug) und den Stiefeln machen wir uns auf zum kleinen Boot am Strand. Mein Tauchlehrer stammt übrigens aus Marseille (ja, das in Frankreich), sowieso sind die meisten Tauchlehrer europäischer Herkunft. Nach einer zehnminütigen Fahrt kommen wir am heutigen Tauchplatz an. Ich muss das Boot verlassen und in Richtung Küste schwimmen. Zum PADI Syllabus gehört die Fähigkeit, eine Distanz von 200 Metern und danach während zehn Minuten an Ort und Stelle schwimmen zu können. Check! Danach darf ich die Taucherausrüstung anziehen, und wir begeben uns ins Wasser. Aufgrund des aufblasbaren Jackets, mit diesem wird übrigens auch unter Wasser der Auftrieb reguliert, treibt man ohne weiteres Handeln bequem an der Wasseroberfläche. Irgendwann tauchen wir ab und begeben uns in eine Tiefe von vier Metern. Ich kann da unten tatsächlich atmen! Ein bisschen komisch ist es ja schon, aber gleichzeitig fühlt man sich auch unvorstellbar frei und schwerelos. Nach ein paar Skills, wie beispielsweise dem Atmen mittels des Reserveregulators des Tauch-Buddys (man taucht immer zu zweit) kommt ein weiteres "Highlight" auf mich zu. Damit man als Open Water Diver zertifiziert werden kann, muss man zeigen, dass man in der Lage ist, unter Wasser die Tauchmaske ab- und wieder anzuziehen. Nachdem ich die Maske abgezogen habe und logischerweise nichts sehen konnte, habe ich versehentlich anstatt durch den Regulator (sprich mit dem Mund) durch Nase eingeatmet. Gar nicht gut. Nach einer kleinen Panikattacke meinerseits konnte mich mein Tauchlehrer aber beruhigen, und ich konnte die Maske wieder anziehen und das Wasser mit der Nase herausblasen. Ein Fehler, der mir sicherlich nie mehr passieren wird.
Während den nächsten drei Tagen werden mir also jeweils im ersten Tauchgang des Tages verschiedene Skills beigebracht, der zweite Tauchgang besteht aus einem Fun Dive entlang eines Riffs. Es ist relativ schwierig, einen Tauchlehrgang mit Worten zu beschreiben. Auch über Bilder verfüge ich (noch) keine. Deshalb kann ich leider nicht weiter über diese Aktivität berichten.
Ansonsten geniesse ich während diesen Tagen noch die Atmosphäre von Taganga, welches sich wohl am besten durch einen Mix aus Mallorca und Goa definieren lässt. Drogen werden (zumindest mir) an jeder Ecke angeboten, abends konkurrieren die Bars mittels möglichst lauter Musik.
Noch habe ich den Parque Nacional Natural Tayrona (Wikipedia Parque Nacional Natural Tayrona) nicht besucht. Dieser befindet sich im Osten von Santa Marta und zieht sich der Küste entlang. Er ist bekannt für seine wunderschönen Strände und die grosse Biodiversität. Besuchen werde ich den Park in zwei Wochen mit einer spanischen Kollegin (ebenfalls in Manchester kennengelernt), welche aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Zeiten in Spanien zum Auswandern nach Barranquilla (Stadt zwischen Cartagena und Santa Marta, dazu später mehr) "gezwungen" war. Da sie aber derzeilt arbeitshalber in der Dominikanischen Republik weilt, reise ich zuerst weiter und fliege anschliessend noch einmal zurück, um mir dann auch Barranquilla anzuschauen.
Nachdem ich nach dem letzten Tauchgang als PADI Open Water Diver zertifiziert werde, gönne ich mir noch einen Ruhetag in Taganga. Am Freitag fahre ich mit dem Bus in einer 4.5-stündigen Fahrt an mein nächstes Ziel, Cartagena de Indias!
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