Mittwoch, 13. Februar 2013

11.-12. Februar 2013 - Villa de Leyva und wieso ich nie mehr eine Abkürzung nehmen werde

Montag Morgen, sieben Uhr. Heute geht es also definitiv los. Ich stehe auf und frühstücke noch mit Nicolás, bevor wir uns voneinander verabschieden und er arbeiten geht. Für mich steht nun das Packen auf dem Programm. Wie sehr ich diese Tätigkeit liebe... Ein letztes Mal überlege ich mir, ob ich wirklich sämtliche dieser Gegenstände benötigen werde und packe meinen 90 Liter Rucksack, welcher trotz seinen enormen Massen doch viel zu wenig Platz bietet. Nach zehn Uhr bestelle ich ein Taxi, welches mich ins Terminal de Transporte bringt. Dieses gleicht einem Provinzflughafen und verfügt über vier Terminals (je eines pro Himmelsrichtung). In der Schalterhalle suche ich die Filiale der Busgesellschaft meiner Wahl und kaufe für umgerechnet zehn Franken ein Busticket nach Tunja (Fahrzeit: vier Stunden). Der Bus ist überraschend einfach zu finden und so finde ich mich anfänglich mit nur zwei anderen Touristen in einem Reisecar wieder. Überraschend komfortabel und viel Beinfreiheit! Ja, Iberia, hier könntet ihr tatsächlich noch etwas lernen...

Reisebus
 
Im Laufe der dreistündigen Fahrt nach Tunja füllt sich der Bus mit zusteigenden Fahrgästen und wir durchqueren die faszinierende Landschaft Boyacá's, welche ich bereits von meinem Ausflug nach Duitama kenne.

Boyacá

Irgendwann legt sich auch meine Paranoia, dass mein Rucksack mit all meinen Habseligkeiten aus misteriösen Gründen bei meiner Ankunft nicht mehr im Gepäckraum des Busses sein könnte. In Tunja angekommen, finde ich mich in einem kleinen Busbanhhof wieder. Die Stadt verfügt laut Reiseführer über koloniale Bauten, doch bei der Durchfahrt kann ich nichts davon erkennen. Eine eher hässliche Provinzstadt Kolumbiens mit eben diesem Busbanhof. Nach der Ankunft werden wir sofort von den Besitzern der Collectivos, den kolumbianischen Kleinbussen, belagert. Die Weiterfahrt nach Villa de Leyva (Wikipedia Villa de Leyva) kostet 6'000 Pesos, drei Franken. Nach einer Stunde sind wir endlich am Ziel und ich beschliesse aufgrund der geringen Ortskenntnisse und des schweren Gepäcks, ein Taxi zu nehmen. Dessen Fahrer kennt die Adresse des Hostels meiner Wahl und so legen wir die ganze Distanz von circa einem Kilometer auf dem Kopfsteinplaster im Schritttempo zurück. Doch das Hostel kann mir keine gute Nachricht überbringen; komplett ausgebucht. Die Dame kann  aber mir ein anderes Hostel in der Nähe empfehlen, und so mache ich mich mit demselben Taxi wieder auf den Weg. Glücklicherweise gibt es im Hostal Renacer noch ein freies Bett in einem Schlafsaal; für neun Franken. Ich schlage zu, denn das Hostel macht mir einen sehr guten Eindruck und wird, so lese ich im Nachhinein, auch von den Reiseführern für die schöne Gartenlandschaft gelobt:

Aussicht vom Balkon des Schlafsaals
Nach einer kurzen Verschnauf- und Reorganisationspause mache ich mich mit andern auf den Weg, um das landesbekannte Städtchen zu erkunden. Bis wir im Zentrum ankommen, dauert es rund 15 Minuten. Was wir dort sehen, ist zwar schön aber nicht wirklich berauschend:

Plaza Mayor Villa de Leyva

Dieser Platz ist gleichzeitig einer der grössten in Südamerika (in diesem Baustil). Nach weiterem Flanieren stellen wir fest, dass der Montag touristisch gesehen nicht ideal ist. Denn da während dem Wochenende hier dank der vielen Touristen aus Bogotá Hochbetrieb herrscht, sind heute dafür die meisten Museen geschlossen. Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, wieso Villa de Leyva in sämtlichen Reiseführern so gelobt wird. Das Dörfchen ist zwar schön, aber doch etwas arg verschlafen und wirklich etwas unternehmen kann man nicht. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als ein Restaurant zu besuchen und ein Bier zu trinken. Langsam dunkelt es ein und nach ein paar weiteren Bieren bietet sich die Gelegenheit für ein paar Nightshots.

Plaza Mayor at Night

Die Stimmung im Dorf wird langsam besser und so kann ich micht mit ihm ein bisschen versöhnen. Irgendwann gehen wir zurück ins Hostel und zu nicht allzu später Stunde gehen wir ins Bett. Am nächsten Morgen stehen wir eher früh auf und versuchen unser Glück mit den Museen noch einmal. Und siehe da, zwei von fünf haben tatsächlich geöffnet! Zuerst besuchen wir das Museum von irgendeiner in Kolumbien berühmten Persönlichkeit .

Innenhof dieses Museums...

...und der Garten

Statue einer anderen wichtigen Persönlichkeit
 
Kurz nach 12 Uhr gehen wir zurück ins Hostel, denn der Check Out steht bevor. Zügig packen wir unsere Sachen und beschliessen, für gut zwei Stunden ein Taxi zu mieten. Dieses soll uns zu den Pozos Azules und zum angeblich grössten Tonhaus der Welt bringen. Wir besiegeln nach ausgiebigem Handeln den Deal für 15 Franken und fahren los.

Pozos Azules

Pozos Azules, die Zweite
Diese Seen haben es mir wirklich angetan! Die Kombination zwischen der kargen Wüstenlandschaft und dem blauen Wasser ist einfach phantastisch.

Das grösste Tonhaus der Welt, voll funktionsfähig!

Kurz nach drei Uhr sind wir zurück am Busbanhof, für mich ist es Zeit um ein Collectivo nach Tunja zu nehmen und dort in einen Reisebus nach San Gil  (Wikipedia San Gil)umzusteigen. Die ganze Reise soll etwa 4.5 Stunden dauern. Doch dieTaxifahrer raten mir, ein Collectivo in ein anderes Städtchen und von dort aus den Bus nach San Gil zu nehmen, da ich so eine gute Stunde sparen könne. Also nichts wie los! Das für Touristen völlig untypische Collectivo, welches erst noch auf einer sehr abgelegenen Route verkehrt, stellt wieder einmal ein Erlebnis dar. Wir durchqueren fantastische und verlassene Landschaften, welche dem Jura gar nicht so unähnlich sehen, und ich bin wirklich der Einzige, welcher nicht hier lebt. Da ich aber laut Aussagen von Kolumbianern problemlos aus Bogotá sein könnte, falle ich bis auf meinen monströsen Rucksack und die leicht andere Kleidung nicht besonders auf. Die einstündige Fahrt vergeht schnell und problemlos, doch jetzt kommts: Von meinem Collectivo aus kann ich gerade noch zuschauen, wie mein Reisebus abfährt. Sämtliche Versuche meines Fahrers, den Bus mittels Hupens und Zeichensprache aufzuhalten, misslingen. War ja klar! Dies sei aber nicht so tragisch, meint der Fahrer, diese Busse würden hier regelmässig vorbeifahren. Also suche ich das Restaurant am Strassenrand auf, um mir eine Flasche Wasser zu besorgen. Beiläufig frage ich nach dem nächsten Bus nach San Gil. Ja, diesen hätte ich gerade verpasst (ich weiss...)! Der nächste komme um Sieben - in zwei Stunden! Ich werde also frühestens gegen zehn Uhr Abends im Hostel eintreffen (zum Glück habe ich dieses bereits gebucht). Vorerst bin ich an einem Ort gestrandet, dessen Namen nicht in meinen Reiseführern aufgeführt ist und ich bereits zum dritten Mal vergessen habe. So muss es doch sein! Immerhin brauche ich mich hier nicht um meinen höllischen Sonnenbrand zu kümmern, welchen ich mir am Nachmittag eingefangen habe. Auch die Kundschaft des Restaurants gibt mir indirekt zu verstehen, dass ich wohl der einzige Europäer sein werde, den man hier je gesehen hat. Mein Laptop, mit dem ich den Blog aktualisiere und die gemachten Fotos begutachte, hat mich also verraten. Ich werde neugierig begutachtet. Kurz vor sieben Uhr sehe ich einen Reisebus an mir vorbeifahren, er hält zwanzig Meter später an, um den Fahrgästen eine Pause zu gewähren. Ich packe meine zwei Rucksäcke und renne wie ein Wahnsinniger dem Bus hinterher. Ich darf den Bus auf keinen Fall verpassen! Den Fahrer frage ich, ob der Bus nach San Gil fährt. Er grinst mich schief an, er wittert eine Chance. Ob ich denn allein unterwegs sei, fragt der Fahrer. Ich bejahe. Dann koste es aber 25'000 Pesos. Ich weiss ganz genau, dass ich mindestens 5'000 Pesos zu viel bezahle. Da dies aber nur 2.50 Franken entspricht und ich wirklich von hier weg will, gebe ich ihm das Geld und steige in den Bus. Immer wieder beobachte ich, dass Fahrgäste mitten auf der Strecke aussteigen. Ob ich das wohl auch tun muss? Ich hoffe einfach darauf, dass ich auch so in San Gil ankommen werde und versuche zu schlafen. Laut den Aussagen der Taxifahrer soll die Fahrt 2.5 Stunden dauern, doch nach dieser Zeit sind wir mittem im Nirgendwo. Nach einer weiteren Stunde Fahrzeit hält der Bus in einem Busbanhhof an, der Fahrer ruft "San Gil!". Ich steige aus und bemerke, dass dies ein planmässiger Stopp gewesen wäre. Denn dieser Ort ist auch für andere Fahrgäste die Endstation. Diese Gauner! Rückblickend wäre die normale Route via Tunja schneller und günstiger gewesen, aber so habe ich wieder einmal etwas erlebt! Immerhin bin ich jetzt hier, und nehme ein Taxi ins Hostel. Dort werde ich, es ist mittlerweile elf Uhr Abends, geduldig erwartet. Da ich die anderen Leute in meinem Schlafsaal nicht wecken will, nehme ich meinen Innenschlafsack und gehe direkt ins Bett. Ein langer und anstrengender, aber nicht minder abenteuerlicher, Tag geht zu Ende...

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