Gegen Mittag treffe ich mit rund zwei Stunden Verspätung
in Arequipa (Wikipedia Arequipa) ein. Das Hostel ist
raumtechnisch grosszügig bemessen und verfügt über eine gemütliche Bar sowie
einen Billard-Tisch und einen "Töggelikasten". Ich nehme später ein
spottbilliges Mittagessen ein und begebe mich auf einen kleinen Stadtrundgang.
| Die Gegend um mein Hostel |
| Plaza de Armas |
| Einkaufsstrasse |
| Einer der drei Arequipa umgebenden Vulkane |
Den Nachmittag verbringe ich wieder einmal mit dem
Pflegen von Kontakten zu Familie und Freunden. Am Abend geselle ich mich zur Gruppe
an der Bar, und wir verbringen einen gemütlichen Abend mit Bier und
interessanten Gesprächen. Gegen zwei Uhr morgens gehe ich ins Bett.
Am Sonntag entschliesse ich mich dazu, in den nächsten
zwei Tagen den Colca Canyon (Wikipedia Colca Canyon) zu
besuchen. Da diese "Veranstaltung" bereits um drei Uhr morgens
beginnt und sich praktisch ausschliesslich aus einem Trekking zusammensetzt,
lasse ich den restlichen Tag ruhig angehen. Der Colca Canyon ist mehr als
doppelt so tief wie der Grand Canyon und Perus drittwichtigste touristische
Attraktion. Nebst dem Canyon selber ist er auch als Heimat der mit über drei
Metern Flügelspannweite drittgrössten Vogelart der Welt bekannt. Der andine
Kondor (Wikipedia Andiner Kondor) ist ein Aasfresser und (je
nach Gebiet) vom Aussterben bedroht.
Mitten in der Nacht werde ich also abgeholt, geschlafen
habe ich praktisch nicht. Nach einer dreistündigen Fahrt im Minibus und einem
Morgenessen können wir von einer Plattform aus Kondore beobachten. Die Landschaft fasziniert mich aber wesentlich mehr als die Vögel!
Anschliessend fahren wir weiter zum Ausgangspunkt des
Trekkings. Dieses kann in verschiedensten Varianten absolviert werden, ich
entschied mich vorgängig für die zweitätige Option. Nebst mir taten dies noch
zwei Engländer (1 männlich, 1 weiblich) aus London. Er ist Buchhalter, sie ist
Krankenschwester, und sie sind seit ein paar Tagen zusammen unterwegs. Beide sind nur wenige Jahre älter als ich, und wir verstehen
uns auf Anhieb. Wir marschieren an diesem Tag etwa sieben Stunden und steigen
den Canyon herab.
Um fünf Uhr nachmittags kommen wir in der
"Oase" an. So nennt sich die Ansammlung von Unterkünften. Diese
"Resorts" verfügen allesamt über einen Frischwasserpool und bieten
eine gute Gelegenheit, um den Tag nach einem frühen Nachtessen an der Bar
während der "Happy Hour" bei Drinks oder Bier ausklingen zu lassen.
Der Tag endet deshalb so früh, weil wir am nächsten Morgen bereits um fünf Uhr
abmarschieren. Doch bevor wir ins Bett gehen, dürfen wir noch den einzigartigen
Sternenhimmel bestaunen. Da sich um uns weit und breit kein bewohntes Gebiet
befindet (sprich keine störende Lichtquelle), sind die Sterne extrem gut zu
sehen. Ich finde dies ziemlich eindrücklich, doch der Londoner, der zeitlebens
in Städten gelebt hat, kann es kaum fassen!
Ein paar Stunden später ist bereits wieder Tagwache, und
wir marschieren wie geplant um fünf Uhr los. Dieses Mal geht es aber
ausschliesslich bergauf und wir machen den Höhenverlust des vergangenen Tages
wett. Körperliche Anstrengungen sind inn dieser Höhe (3-4'000 Meter über Meer) allerdings nicht
so "einfach" wie in heimischen Gefilden. Abhilfe schafft zum Glück das
Kauen von Coca-Blättern, der Grundlage des Kokains. Der Extrakt der Blätter
soll leistungssteigernd sein, diese Praxis wird in ganz Südamerika angewendet.
So sind die Coca-Blätter auch an jeder Ecke (legal) zu kaufen. Ob es nur ein Placebo
ist oder nicht, kann ich nicht sagen. "Gespürt" habe ich die Wirkung
aber tatsächlich. So kommen wir nach zwei Stunden, eine Stunde "zu
früh", bereits am Zielort an und nehmen das Frühstück ein. Nachdem wir auf
andere Gruppen warten, fahren wir via einige "Fototerrassen" und
einem Restaurant für das Mittagessen zurück nach Arequipa.
Im Hostel angekommen, es ist bereits Abend, treffe ich an
der Bar auf eine Gruppe junger Dänen. Diese haben sich, irgendwo in Peru, ein
ausgestopftes Eichhörnchen als Maskottchen gekauft, welches selbstverständlich
bei allen Saufgelagen dabei sein muss. Am nächsten Tag treffe ich mich wieder
mit den beiden Engländern. Da wir uns so gut verstanden und die gleiche
Reiseroute haben, beschlossen wir zuvor, zusammen an den Titicaca-See zu
fahren. Jedermann hat uns bisher aber davon abgeraten, die peruanische Seite zu
besuchen. Wir sollen dafür nach Bolivien, dort sei es wesentlich billiger und weniger
touristisch. Also buchen wir am Morgen Tickets für den Nachtbus nach Puno
(peruanischer Ort am Tititcaca-See, welcher als Tor zu Bolivien gilt). Den Rest
des Tages verbringen wir damit, das Fussballspiel Barcelona-Bayern München zu
schauen und Arequipa noch ein bisschen zu erkunden. Später spielen wir in
meinem Hostel noch ein paar Partien Billard und gehen anschliessend für ein
Nachtessen in ein türkisches Restaurant. Beim Verlassen des Hostels rutscht
mein Kollege auf einem absolut rutschsicheren Boden aus und segelt quer durch
den ganzen Raum, bevor er auf dem Hintern landet. Da er sich aber nicht
verletzt hat und es ihm unheimlich peinlich ist, werden wir ihm diesen
"Fehltrit" noch einige Zeit unter die Nase reiben. Nach ein paar
Drinks werden wir auf dem Weg zum Busbahnhof noch Zeugen, wie ein betrunkener
Peruaner in einem Santa-Claus Kostüm (mit weissem Bart) auf einer Kreuzung
mitten in der Innenstadt den Verkehr regelt.
Über den Nachtbus brauche ich nichts zu erzählen, ihr
kennt ja das Prozedere...
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