Donnerstag, 30. Mai 2013

4.-7. Mai 2013 - La Paz (inkl. Death Road)

Nachdem wir Copacabana um die Mittagszeit verlassen, kommen wir am späteren Nachmittag in La Paz an. Dazu musste unter anderem auch mit einer Fähre ein Fluss überquert werden. Diese war exakt so gross wie unser Bus und eigentlich nur ein schwimmender Holzboden. Besonders vertrauenswürdig sah das Ding irgendwie nicht aus. Aber egal, wir sind ja jetzt da ;-)

La Paz (Wikipedia La Paz) ist Boliviens Regierungshauptsitz (aber nicht die Hauptstadt, mehr dazu im Wikipedia Artikel) und befindet sich durchschnittlich auf 3'650 Metern über Meer. "Durchschnittlich" deshalb, weil sich die Stadt quasi in einer Schlucht befindet und es in der Stadt praktisch keine flache Stelle gibt. Mit 2.3 Millionen Einwohnern ist sie hinter Santa Cruz die zweitgrösste Stadt des Landes.

Zugegeben, wirkliches Interesse habe ich nicht an der Stadt, und auch das extrem langsame Internet trägt nicht gerade zu meiner Laune bei. Nicht einmal ein Skype-Anruf ist hier möglich. Wieder einmal wird mir bewusst, was in der Schweiz alles "einfach funktioniert". Irgendwann wird es mir zu bunt, und ich fange im Innenhof des Hostels an auf Schweizerdeutsch über die Internetverbindung und das ganze Land herzuziehen. Dabei wähne ich mich in Sicherheit, dass mich ja sowieso niemand versteht. Dumm nur, dass genau mein Tischnachbar auch ein Schweizer ist und mich somit sehr genau versteht. Wenigstens hat er aber Verständnis dafür ;-) Auch nach einigen Tagen noch faszinieren mich die Preise Boliviens. Beispielsweise teilen wir zu dritt 1.2 Kilogramm Fleisch in einem renommierten Steak-House. Kosten pro Person inklusive Salat-Buffet, Pommes Frites und Getränken: 8 Schweizer Franken. Allgemein fällt mir auf, dass die internationale Küche hier grossgeschrieben wird. So gibt es vom Italiener bis zum Inder (British run, of course) einfach alles. Das man zum Konsum aber auch Bargeld benötigt, hat man hier irgendwie nicht ganz begriffen. Die wenigsten Bankomaten funktionieren mit ausländischen Karten, nach zwei Tagen Suche werden wir aber doch noch fündig. Ein bekanntes Problem in Bolivien. Spätestens hier lernt man, auf Reisen immer genügend und auf verschiedene Orte verteiltes Bargeld mit sich zu führen.

An einem Nachmittag nehmen wir noch an einer Free Walking Tour (siehe Eintrag zu Medellín) teil. Dabei erfahren wir allerlei Interessantes zur Stadt. Vor dem Regierungspalast erzählt uns der sympathische Aussie, der hier in ein paar Monaten eine Bolivianerin heiraten wird, von den vergangenen, äusserst turbulenten Jahrzehnten. Auf einen Staatsstreich folgte der nächste, jeder gegen jeden. Als unser Guide aber auf den jetzigen Präsidenten Morales und seine nicht ganz der Demokratie enstprechenden Taten und Aussagen zu sprechen kommt, wir befinden uns immer noch mitten auf dem stark bevölkerten Platz vor dem Regierungspalast, wird es dem zweiten (einheimischen) Guide plötzlich unwohl. Er ergreift das Wort und erwähnt, dass sie in keinster Weise die jetzige Regierung verunglimpfen wollen und dass sämtliche von ihnen getätigten Aussagen auch so im Internet nachzulesen seien. Schlagartig wird mir bewusst, dass in Bolivien Demokratie und vor allem die Meinungsfreiheit nur auf dem Papier existieren...

Hier trotzdem noch ein paar Impressionen von La Paz:



"Wir verkaufen Kleider für Kinder, Erwachsene und Fette!"

Diese Strassenmärke sind in der ganzen Stadt zu finden.




Am letzten Tag in La Paz ist es dann endlich so weit, wir legen uns mit der weltberüchtigten Death Road (Wikipedia Death Road) an. Diese ist rund 60 km lang und führt von 4'650 auf nur 1'200 Meter über Meer herunter. Klippen von bis zu 600 Metern. Keine Sicherungsseile. Nach Schätzungen sterben auf dieser Strasse, im Durchschnitt ist sie nur gute drei Meter breit, zwischen 200 und 300 Menschen pro Jahr. Wer mehr darüber erfahren möchte, Wikipedia hat ein paar interessante Fakten. Hier noch ein interessantes Video dazu:


Wieso ich mich eigentlich konstant in solche Near Death-Situationen bringe, weiss ich auch nicht. Man könnte meinen, dass ich nach Montañita eigentlich genug von solchen "Abenteuern" haben sollte... Wie auch immer, wir werden frühmorgens vom Tour Operator abgeholt, unsere Gruppe besteht aus etwa 15 Personen. Zuerst müssen wir einen Pass erklimmen. Dort angekommen, wir befinden uns auf 4'650 Metern, werden die Ausrüstung (Kleider und Helm) sowie die Mountainbikes verteilt. Dann gehts los und wir legen die erste Etappe, dieses mal noch Asphalt, zurück:



Später wechseln wir dann auf die eigentliche Death Road:


Der Nebel versperrt uns zwar die Sicht auf das schöne Tal, schafft aber auch eine mystische Atmosphäre.



Irgendwann durchbrechen wir die Nebeldecke und sehen so doch noch das Tal:


Unser Guide zeigt uns diverse Coca-Plantagen auf der anderen Seite, allesamt haben sie unterirdische Drogenlabors. Sowohl die Polizei als auch die höchsten Stufen der Regierung wissen darüber Bescheid, unternommen wird aber nichts. Bolivien ist notabene der drittgrösste Kokain-Produzent der Welt und man will ja nicht den Ast absägen, auf dem man sitzt... Unterwegs gibt es übrigens noch einen hässlichen Unfall; eine Amerikanerin verwechselt im dümmsten Moment Vorder- und Hinterbremse. Es überschlägt sie, und sie fällt kopfvoran auf den Boden. Nebst einem Kieferbruch hat sie auch eine gestauchte und krumme Wirbelsäule, wie man später im Spital feststellen wird. Am nächsten Tag wird sie zurück in die USA repatriiert. Ich wünsche ihr an dieser Stelle alles Gute!

Irgendwann kommen wir im Restaurant an und nehmen das Mittagessen ein. Nach einem kurzen Bad im eiskalten Fluss, ich stehe vor Dreck, fahren wir mit dem Minibus zurück nach La Paz (selbstverständlich auf der Death Road). Der Ausflug hat sich wirklich gelohnt!

Ein bisschen anstrengend war es ja schon...

Nach einem letzten Abend an der Bar muss ich mich wohl oder übel von meinen liebgewonnenen Reisekumpanen verabschieden. Am nächsten Tag fahre ich nach Cusco, zurück nach Peru!


Mittwoch, 29. Mai 2013

2.-3. Mai 2013 - Copacabana und Titicaca-See

Nach einer weiteren Nachtbusfahrt und dem Umsteigen in Puno sowie der nicht ganz unkomplizierten Ausreise aus Peru und der damit verbundenen Einreise nach Bolivien (drei verschiedene Büros und Stempel) kommen wir endlich in Copacabana an. Es ist kalt und windig. Schliesslich befinden wir uns auf 3'800 Metern über Meer! Wir fackeln nicht lange und finden ein Hostel, welches für zwei Übernachtungen insgesamt zehn Schweizer Franken verlangt (die zweite Nacht kostet wegen des Wochenendes sogar das Doppelte). Im benachbahrten Restaurant gibt es ein überwältigend grosses Frühstück für etwa drei Franken. Preise, die hier völlig normal sind. Willkommen in Bolivien! Wer mehr über dieses sehr traditionelle und arme Land erfahren möchte, kann dies hier tun (Wikipedia Bolivien).

Copacabana

Copacabana (Wikipedia Copacabana) ist der bolivianische Ort am Titicaca-See. Obwohl nur ein Dorf, ist es landesweit bekannt. Hier geht man hin, wenn man an den besagten See will. Dieser (Wikipedia Titicaca-See) ist mit 58'000 km2 grösser als die Schweiz und durchschnitttlich rund 110 Meter tief. Der Hauptgrund, wieso Copacabana so bekannt ist, ist die Nähe zur Isla del Sol (Wikipedia Isla del Sol). Nur rund 90 Minuten Bootsfahrt entfernt, soll hier der Inka-Geschichte zufolge der Sonnengott geboren worden sein. Selbsterklärenderweise gibt es dort auch ein paar Ruinen zu sehen. Infrakstruktur für den motorisierten Verkehr gibt es auf der Insel übrigens keine.

Nachdem ich am ersten Tag zusehen muss, wie der Fc Basel gegen Chelsea unverdient deutlich aus der Europa League ausscheidet, begeben wir uns am nächsten Tag auf eben diese Sonneninsel. Der Plan sieht vor, dort eine vierstündige Wanderung zu unternehmen, welche einen guten Überblick über die Insel bieten soll. Unterwegs geniessen wir die wunderbare Stille auf der Insel. Dank des fehlenden Verkehrs ist ausser den Wanderern absolut nichts zu hören. Auch die Landschaft ist atemberaubend schön, irgendwie erinnert sie mich an eine Mischung aus Griechenland und Neuseeland (ich bin aber noch nie dort gewesen).









Die angesprochenen Ruinen



Am späten Nachmittag fahren wir mit dem letzten Boot wieder zurück nach Copacabana, allesamt haben wir einen Sonnenstich. Das Marschieren um die Mittagszeit in dieser Höhe ohne Hut war nicht gerade schlau, und so liegen wir den ganzen Abend wie halbtote Fliegen herum. Dies ist aber nicht weiter schlimm, denn es gibt hier sowieso nichts zu tun, und am nächsten Morgen ziehen wir bereits weiter in Richtung La Paz.

27. April - 1. Mai 2013 - Arequipa und Colca Canyon



Gegen Mittag treffe ich mit rund zwei Stunden Verspätung in Arequipa (Wikipedia Arequipa) ein. Das Hostel ist raumtechnisch grosszügig bemessen und verfügt über eine gemütliche Bar sowie einen Billard-Tisch und einen "Töggelikasten". Ich nehme später ein spottbilliges Mittagessen ein und begebe mich auf einen kleinen Stadtrundgang.

Die Gegend um mein Hostel

Plaza de Armas

Einkaufsstrasse


Einer der drei Arequipa umgebenden Vulkane

Den Nachmittag verbringe ich wieder einmal mit dem Pflegen von Kontakten zu Familie und Freunden. Am Abend geselle ich mich zur Gruppe an der Bar, und wir verbringen einen gemütlichen Abend mit Bier und interessanten Gesprächen. Gegen zwei Uhr morgens gehe ich ins Bett.

Am Sonntag entschliesse ich mich dazu, in den nächsten zwei Tagen den Colca Canyon (Wikipedia Colca Canyon) zu besuchen. Da diese "Veranstaltung" bereits um drei Uhr morgens beginnt und sich praktisch ausschliesslich aus einem Trekking zusammensetzt, lasse ich den restlichen Tag ruhig angehen. Der Colca Canyon ist mehr als doppelt so tief wie der Grand Canyon und Perus drittwichtigste touristische Attraktion. Nebst dem Canyon selber ist er auch als Heimat der mit über drei Metern Flügelspannweite drittgrössten Vogelart der Welt bekannt. Der andine Kondor (Wikipedia Andiner Kondor) ist ein Aasfresser und (je nach Gebiet) vom Aussterben bedroht.

Mitten in der Nacht werde ich also abgeholt, geschlafen habe ich praktisch nicht. Nach einer dreistündigen Fahrt im Minibus und einem Morgenessen können wir von einer Plattform aus Kondore beobachten. Die Landschaft fasziniert mich aber wesentlich mehr als die Vögel!







Anschliessend fahren wir weiter zum Ausgangspunkt des Trekkings. Dieses kann in verschiedensten Varianten absolviert werden, ich entschied mich vorgängig für die zweitätige Option. Nebst mir taten dies noch zwei Engländer (1 männlich, 1 weiblich) aus London. Er ist Buchhalter, sie ist Krankenschwester, und sie sind seit ein paar Tagen zusammen unterwegs. Beide sind nur wenige Jahre älter als ich, und wir verstehen uns auf Anhieb. Wir marschieren an diesem Tag etwa sieben Stunden und steigen den Canyon herab.






Um fünf Uhr nachmittags kommen wir in der "Oase" an. So nennt sich die Ansammlung von Unterkünften. Diese "Resorts" verfügen allesamt über einen Frischwasserpool und bieten eine gute Gelegenheit, um den Tag nach einem frühen Nachtessen an der Bar während der "Happy Hour" bei Drinks oder Bier ausklingen zu lassen. Der Tag endet deshalb so früh, weil wir am nächsten Morgen bereits um fünf Uhr abmarschieren. Doch bevor wir ins Bett gehen, dürfen wir noch den einzigartigen Sternenhimmel bestaunen. Da sich um uns weit und breit kein bewohntes Gebiet befindet (sprich keine störende Lichtquelle), sind die Sterne extrem gut zu sehen. Ich finde dies ziemlich eindrücklich, doch der Londoner, der zeitlebens in Städten gelebt hat, kann es kaum fassen!

Ein paar Stunden später ist bereits wieder Tagwache, und wir marschieren wie geplant um fünf Uhr los. Dieses Mal geht es aber ausschliesslich bergauf und wir machen den Höhenverlust des vergangenen Tages wett. Körperliche Anstrengungen sind inn dieser Höhe (3-4'000 Meter über Meer) allerdings nicht so "einfach" wie in heimischen Gefilden. Abhilfe schafft zum Glück das Kauen von Coca-Blättern, der Grundlage des Kokains. Der Extrakt der Blätter soll leistungssteigernd sein, diese Praxis wird in ganz Südamerika angewendet. So sind die Coca-Blätter auch an jeder Ecke (legal) zu kaufen. Ob es nur ein Placebo ist oder nicht, kann ich nicht sagen. "Gespürt" habe ich die Wirkung aber tatsächlich. So kommen wir nach zwei Stunden, eine Stunde "zu früh", bereits am Zielort an und nehmen das Frühstück ein. Nachdem wir auf andere Gruppen warten, fahren wir via einige "Fototerrassen" und einem Restaurant für das Mittagessen zurück nach Arequipa.






Im Hostel angekommen, es ist bereits Abend, treffe ich an der Bar auf eine Gruppe junger Dänen. Diese haben sich, irgendwo in Peru, ein ausgestopftes Eichhörnchen als Maskottchen gekauft, welches selbstverständlich bei allen Saufgelagen dabei sein muss. Am nächsten Tag treffe ich mich wieder mit den beiden Engländern. Da wir uns so gut verstanden und die gleiche Reiseroute haben, beschlossen wir zuvor, zusammen an den Titicaca-See zu fahren. Jedermann hat uns bisher aber davon abgeraten, die peruanische Seite zu besuchen. Wir sollen dafür nach Bolivien, dort sei es wesentlich billiger und weniger touristisch. Also buchen wir am Morgen Tickets für den Nachtbus nach Puno (peruanischer Ort am Tititcaca-See, welcher als Tor zu Bolivien gilt). Den Rest des Tages verbringen wir damit, das Fussballspiel Barcelona-Bayern München zu schauen und Arequipa noch ein bisschen zu erkunden. Später spielen wir in meinem Hostel noch ein paar Partien Billard und gehen anschliessend für ein Nachtessen in ein türkisches Restaurant. Beim Verlassen des Hostels rutscht mein Kollege auf einem absolut rutschsicheren Boden aus und segelt quer durch den ganzen Raum, bevor er auf dem Hintern landet. Da er sich aber nicht verletzt hat und es ihm unheimlich peinlich ist, werden wir ihm diesen "Fehltrit" noch einige Zeit unter die Nase reiben. Nach ein paar Drinks werden wir auf dem Weg zum Busbahnhof noch Zeugen, wie ein betrunkener Peruaner in einem Santa-Claus Kostüm (mit weissem Bart) auf einer Kreuzung mitten in der Innenstadt den Verkehr regelt.

Über den Nachtbus brauche ich nichts zu erzählen, ihr kennt ja das Prozedere...

Donnerstag, 9. Mai 2013

Temporärer Blog-Stop wegen zu langsamer Internetverbindung

Liebe Leserschaft

Da die Internetverbindung im Süden Perus und in Bolivien derart langsam ist, dauert der Upload eines einzigen Bildes rund 10 Minuten. Da ich dafür nicht so viel Zeit habe, habe ich mich dazu entschieden, den Blog vorerst auf Eis zu legen, respektive keine neuen Beiträge mehr zu veröffentlichen. Die Beiträge werden aber weiterhin verfasst. Veröffentlich werden diese, sobald ich wieder in Kolumbien bin und die Bilder der vergangenen Wochen innert eines vernünftigen Zeitraums hochladen kann.

Vielen Dank für euer Verständnis.

25.-26. April 2013 - Huacachina



Gegen Mittag komme ich, sogar mit Rucksack, in Ica (Wikipedia Ica) an und nehme sofort ein Taxi zur Oase Huacachina (Wikipedia Huacachina). Diese befindet sich inmitten einer Sandwüste und ist von wunderschönen Dünen umgeben.

Huacachina "Downtown"
Doch bevor ich irgendetwas anderes unternehme, schaue ich mir das Fussballspiel Basel-Chelsea an und werde so Zeuge einer bitteren Niederlage. Schade! Amüsant war aber, dass das halbe Dorf mit mir mitgefiebert hat und am Schluss eine generelle Trauerstimmung herrschte ;-) Ich lasse mir aber davon nicht die Laune verderben und mache danach, was jeder Tourist in Huacachina macht: Sandboarden! Dabei fährt man zuerst als Gruppe in einem Buggy in einem "Affenzahn" durch die Wüste und flitzt anschliessend liegend auf einem Snowboard kopfvoran Sanddünen herunter. Was für ein Spass! Nebenbei lässt sich auch die Wüste noch ganz gut betrachten:











Am folgenden Tag unternehme ich nicht viel. Ich kann endlich meinen Blog aktualisieren und nehme am Abend den Nachtbus nach Arequipa.